"Dauerhafte Zerstörung"
Naturschützer klagen wegen Wasserfledermäusen gegen Einheitswippe

Das geplante Freiheits- und Einheitsdenkmals vor dem Humboldt Forum trägt den Titel „Bürger in Bewegung“.  | Foto: Milla & Partner
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Der Naturschutzbund Berlin (Nabu) hat beim Verwaltungsgericht Klage gegen den von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz (Sen UVK) erlassenen Ausnahmenbescheid eingereicht.

Der Senat hatte Anfang Oktober unter strengen Auflagen den Bau des seit Jahren umstrittene Freiheits- und Einheitsdenkmal vor dem Humboldt-Forum genehmigt. Um die sogenannte Einheitswippe auf dem historischen Sockel des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Denkmals zu errichten, müssen vorher die etwa 60 Wasserfledermäuse, die in den Gewölben unter dem Sockel nisten, bis spätestens Ende Februar umgesiedelt werden. Alternative Brutplätze (Fledermaus-Brutkästen) könnten im Plänterwald in Treptow-Köpenick eingerichtet werden.

Laut Nabu erlaube der Bescheid „die Schädigung der Fortpflanzungs- und Ruhestätten geschützter Fledermausarten“. Er spricht von „fehlenden Ersatzquartieren und unwirksamen Ersatzmaßnahmen“. Da die Klage aufschiebende Wirkung hat, kann der Bau des Denkmals nicht beginnen.

Für Nabu-Chef Rainer Altenkamp ist die geplante Umsiedlung „die dauerhafte Zerstörung des einzigen in Berlin bekannten Wochenstubenquartiers von Wasserfledermäusen“. Die vom Senat geforderten Fledermauskästen würden die Tiere nicht annehmen. „Der Bescheid erlaubt eine Zerstörung des Quartiers ohne Ersatz und ist damit grundsätzlich rechtswidrig“, so Altenkamp. Er fordert wegen der Nabu-Klage auch, dass die bereits im Gewölbe eingebauten Einflughindernisse beseitigt und das Winterquartier für die Fledermäuse wieder geöffnet wird. Sollte der Senat das nicht tun, will der Nabu „per Eilantrag diese Öffnung durchzusetzen“, kündigt Rainer Altenkamp an.

Auch die FDP-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung Mitte sorgt sich um die Fledermäuse, die auf der Roten Liste als gefährdete beziehungsweise stark gefährdete Säugetiere stehen. „Wir appellieren wiederholt, die Standortwahl für das Einheitsdenkmal zu überdenken“, so Fraktionschef Felix Hemmer.

Der Bundestag hatte bereits 2007 beschlossen, ein Denkmal in Erinnerung an die Friedliche Revolution im Herbst 1989 und an die Einheit vor dem Schlossnachbau zu errichten. Der Siegerentwurf von Johannes Milla und Partner ist eine rund 50 Meter lange, begehbare Schale, die sich leicht neigt, wenn sich genügend Menschen auf der einen Seite versammeln. Der Verein Berliner Historische Mitte protestiert seit Jahren gegen die Wippe. Vorsitzende Annette Ahme fordert erneut, „auf dieses zu teure Spaßobjekt zu verzichten“.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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