Pippi im Park
Senat testet autarke Ökotoiletten in Grünflächen und Wäldern

In jedem Bezirk wird in Grünanlagen je eine Trockentoilette dieses Typs von der Firma Finizio getestet.  | Foto:  Finizio GmbH
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  • In jedem Bezirk wird in Grünanlagen je eine Trockentoilette dieses Typs von der Firma Finizio getestet.
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Im Frühjahr werden in allen Bezirken insgesamt 24 Öko-Trockentoiletten aufgestellt. Der Senat will mit dem Pilotprojekt „Klimafreundliche Parktoiletten“ ein Jahr lang zwei verschiedene Modelle für autarke WC testen.

In jedem Bezirk wird je ein Modell der Firmen EcoToiletten und Finizio aufgestellt, die der Senat nach einer Ausschreibung beauftragt hat. Die genauen Standorte stehen noch nicht fest und werden mit den Bezirken ausgewählt. Die Parkklos kommen ohne Wasser und Strom aus – das war Bedingung. Die autarken Systeme sollen dort zum Einsatz kommen, wo es keine Anschlüsse gibt, wie zum Beispiel in Parks und Grünanlagen, an Badestellen sowie in Waldgebieten. Der Senat erhofft sich mit den Ökotoiletten, die für die Nutzer kostenlos sein sollen, auch einen besseren Zustand der Grünanlagen. Bisher leiden Sträucher und Hecken sehr, wenn viele Leute in die Büsche machen.

Libre heißt das Modell des jungen Start-ups Finizio aus Eberswalde, das ab kommenden Jahr in jedem Bezirk getestet wird. Die Entwickler der Trocken- oder Trenntoilette wollen mit ihren Systemen die „Sanitär- und Nährstoffwende“ einleiten, wie Finizio-Sprecherin Jolanthe Stelzer sagt. Die Experten machen sozusagen aus Sch... Gold – oder besser gesagt Humusdünger. In Eberswalde wird in einer deutschlandweit einzigartigen Pilotanlage der Inhalt aus den Trockentoiletten zu Recyclingdünger gemacht. Die Fäkalienveredelung wird vom Bundesforschungsministerium gefördert. Bisher ist es rechtlich nur im Rahmen von Versuchsanlagen möglich, mit menschlichen Exkrementen auf Feldern zu düngen.

Von Shit zu H.I.T.

Im Finizio-Trockenklo Libre wird der „Shit zu H.I.T. (Humusdünger aus Inhalten von Trockentoiletten)“ verarbeitet, wie es in der Beschreibung heißt. Urin und Kot werden mit dem „Peepot“ nach dem Teekanneneffekt getrennt und in verschiedene Behälter geleitet. Der Urintank im Fundament mit 600 Litern Fassungsvermögen reicht für 2000 Benutzungen, weiß Jolanthe Stelzer vom „Kakastrophenschutz“, wie sich die Mitarbeiter des Start-ups nennen. Statt auf die Spülung zu drücken, dreht man an einem Knauf, damit Strohgranulat auf das „große Geschäft“ rieselt. Klopapier landet in einem Mülleimer. Für Licht sorgt ein durchlässiges Kunststoffdach. Im Dunkeln geht per Bewegungsmelder eine LED-Lampe an, die über eine Solarpaneele betrieben wird.

Neben der Toilette mit Holzdeckel gibt es auch ein „Unisex-Urinal zum komfortablen und kontaktlosen Pinkeln für alle Gender im Stehen und in der Stehhocke“, wie Lilly Müller von Finizio sagt. Die Sammelbehälter mit Fest- und Flüssigstoffen werden auf die Anlage nach Eberswalde gebracht. „Aus Scheiße werden also Diamanten – sehr wertvoll, beides aus Kohlenstoff“, fasst Lilly Müller das Verwertungsmodell zusammen.

Zwei Anlagen pro Bezirk

Der Zuschlag aus Berlin für die autarken Parktoiletten ist für die Eberswalder ein lukrativer Auftrag. 2024 will der Senat entscheiden, welches Konzept das Beste ist. Wie der Senat mitteilt, sollen die nach Erprobung und Beteiligung von Bürgern und Verbänden ausgewählten autarken Parkklos ab 2024 für ganz Berlin beschafft werden und die vorhandenen Sanitärcontainer ersetzen, die die Firma Wall noch bis 2024 im sogenannten Sanitärcontainervertrag betreut. Das sind grüne, uralte Container noch aus BSR-Zeiten, die an Seen und in Wäldern stehen.

Für das Pilotprojekt zur Erprobung autarker Parktoiletten mit jeweils zwei Anlagen pro Bezirk stellt die Senatsumweltverwaltung 2,6 Millionen Euro aus dem Innovationsförderfonds bereit. Wie viele Ökoklos am Ende für Parks beschafft werden, ist noch offen.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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