Viel zu schade für die Kanalisation
Wasserbetriebe starten Kampagne, damit das Regenwasser auf den Grundstücken bleibt

So wird’s gemacht: Claus Lutterbeck hat sein Dach in Friedenau begrünt. | Foto:  Andreas Süß
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Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) haben ihre 271.000 Abwasserkunden angeschrieben, ihre Regenwasserableitungen zu überprüfen. Regenwasser soll, wenn möglich, auf den Grundstücken bleiben.

Regenwasser ist enorm wichtig für das Stadtklima und die Pflanzen. Doch durch die zunehmende Versiegelung kann das nasse Gold schlecht versickern. Der Niederschlag wird dann über Kanäle in Tümpel oder Seen geleitet oder landet wie in der Innenstadt via Mischkanal im Klärwerk. Dabei wird der ohnehin spärliche Regen für das Stadtklima und das Grundwasser gebraucht. Ihn in Kanäle abzuleiten ist zu schade. Außerdem geraten bei starkem Regen die Kanäle schnell an ihre Grenzen. „Jeder Tropfen Regenwasser, der auf dem Grundstück bleibt, ist ein guter Tropfen“, sagt BWB-Sprecher Stephan Natz.

In den letzten Jahren gebe es ein „Neudenken von Regenwasser“, so Natz. Für Neu- und Umbauten gelten strenge Ableitgrenzen. Grundstückseigentümer müssen nachweisen, wie sie den Regen auf dem Grundstück halten. Die neuen Siedlungen werden deshalb mit Gründächern als Schwamm, Versickerungsgräben oder Zisternen konzipiert, damit der Regen nicht in Kanäle muss. In Berlin gibt es die Regenwasseragentur, die Eigentümer, Planer und Behörden berät. In den kommenden Jahren wollen die Wasserbetriebe bei der sogenannten Regenwasser-Revision Bezirk für Bezirk prüfen, ob und auf welcher vertraglichen Grundlage von Grundstücken Regenwasser in die Kanalisation eingeleitet wird. „Wir wollen uns das alles angucken und die Eigentümer für das Thema sensibilisieren“, sagt Natz. Er glaubt, dass die wenigsten Grundstückseigentümer überhaupt wissen, wohin ihr Regenwasser fließt. Wer an einem Regenwasserkanal angeschlossen ist, zahlt dafür Gebühren. „Mit einem Gründach nur noch die Hälfte“, erklärt Natz. Regen, der auf dem Grundstück bleibt und dort versickert, entlastet auch die Geldbörse.

Manche Hausbesitzer in Einfamiliensiedlungen lassen den Regen von den Dachrinnen einfach auf die Straße laufen. Manche leiten das Regenwasser in die Schmutzwasserkanäle, was verboten ist. Entweder bewusst, in dem der Kanal angebohrt wird, oder aus Versehen. Es könne schon mal sein, dass früher Kanalarbeiter die Rohre falsch angeschlossen haben. Die Wasserbetriebe haben mehrere Möglichkeiten, solche Fehlanschlüsse zu entdecken. Entweder schicken die Kanalarbeiter Roboter mit Kameras durch die Rohre oder stellen Nebeltöpfe in den Abwasserkanal. Wenn der Qualm oben aus einer Dachrinnen aufsteigt, wissen die Techniker, dass es eine Verbindung gibt. Weitere Details will Natz nicht verraten, denn es gibt auch gewiefte Hausbesitzer, die solche Tricks kennen und geeignete Gegenmaßnahmen treffen.

Das Anschreiben an die 271.000 Abwasserkunden soll keine Drohung sein. „Wir bauen auf die Mitwirkung der Grundstückseigentümer“, sagt der BWB-Sprecher. Sie sollen überprüfen, wohin welche versiegelten Flächen ihres Grundstücks entwässern und wie sie das Regenwasser auf dem Grundstück lassen können. Natz, der ein Haus in Alt-Karow hat, leitet seinen Regen zum Beispiel in einen kleinen Teich im Garten.

Weitere Informationen auf www.bwb.de/regenwassernutzung sowie auf www.regenwasseragentur.berlin.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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