Austreten bei freiem Eintritt
Weitere 50 öffentliche Toilettenanlagen von Wall öffnen sich auf Knopfdruck

Das Hightech-Klo im Volkspark Humboldthain war 2019 das erste, das die Firma Wall nach dem neuen Toilettenvertrag eröffnet hat. Der Pavillon an der Brunnenstraße ist bereits seit August 2022 kostenfrei. | Foto:  Dirk Jericho
  • Das Hightech-Klo im Volkspark Humboldthain war 2019 das erste, das die Firma Wall nach dem neuen Toilettenvertrag eröffnet hat. Der Pavillon an der Brunnenstraße ist bereits seit August 2022 kostenfrei.
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Gebührenfrei auf die Toilette gehen kann man jetzt an insgesamt 100 Orten in allen Bezirken. Der Senat hat nach positiver Prüfung der seit August laufenden Testphase die Bezahlfunktion in weiteren City-Toiletten abgeschafft.

Umsonst geht jetzt zum Beispiel auch am Gendarmenmarkt in Mitte, am Paul-Lincke-Ufer in Kreuzberg und am Bundesplatz in Wilmersdorf. Die 100 entgeltfreien Toiletten öffnen sich per Knopfdruck neben der Tür. Eine EC-Karte oder Handyapp braucht man an diesen Toiletten nicht mehr.

Alle 278 von der Firma Wall eigens für Berlin entwickelten und betriebenen Anlagen sollen „mittelfristig“ kostenlos sein, wie Senatsumweltverwaltung mitteilt. An den anderen 128 Wall-Klos wurden nur die Münzboxen demontiert. Dort muss man – wie bisher auch schon möglich – bargeldlos mit Karte oder App bezahlen. Initiativen fordern schon länger eine Gratisnutzung der Stadttoiletten. Das Thema wurde im vergangenen Jahr durch den enormen Anstieg der Vandalismuskosten durch Einbrüche in die Hightech-Klos vorangetrieben. Die Münzautomaten mit dem Bargeld werden seit dem Jahre 2022 verstärkt aufgebrochen. Wie berichtet, sprach Betreiber Wall von über 1000 Fällen pro Woche. Neben explodierenden Reparaturkosten und sechsstelligen Verlusten durch die geklauten 50-Cent-Münzen waren die beschädigten Toiletten auch erst einmal nicht nutzbar.

Mit der Umstellung auf ausschließliche Kartenzahlung hatte sich das Problem mit den aufgebrochenen Münzboxen erledigt. Es gab aber die Befürchtung, dass komplette Kostenlos-Klos ohne Bezahlschranke von Obdachlosen blockiert werden und Vandalismus und Vermüllung steigen. Um das zu prüfen, hatte der Senat den sechsmonatigen Testbetrieb gestartet. Das Ergebnis fiel positiv aus, sodass der Senat alle Toilettenpavillons gebührenfrei macht.

Die Kosten für die immer zugänglichen kostenlosen Toiletten sind laut Untersuchung zwar höher, weil der Aufwand für Reinigung und Reparatur steigt. Die zusätzlichen Gelder will Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) bereitstellen, weil kostenlose öffentliche Toiletten „schlicht zur Daseinsvorsorge gehören, gerade für ärmere Menschen“, sagte sie im Januar. Durch die erhöhten Reinigungskosten und entfallende Nutzungsentgelte kosten alle 278 Umsonst-Toiletten den Steuerzahler jährlich 3,5 Millionen Euro.

Stadtmöblierer Wall bekommt die zusätzlichen Betriebskosten vom Senat erstattet. Wall hatte 2018 in einer europaweiten Ausschreibung den Zuschlag für Berlins neue Toiletten bekommen. Der Deal: Die Wall GmbH errichtet die öffentlichen Toilettenanlagen und betreibt sie für die nächsten 15 Jahre. Dafür bekommt die Firma vom Senat etwa 240 Millionen Euro. Die Gebühren von 50 Cent für die Toilettenbenutzung fließen bisher in die Senatskasse.

Eine Übersicht über die 100 kostenlosen Standorte findet sich auf https://www.berlin.de/sen/uvk/verkehr/infrastruktur/oeffentliche-toiletten/download/.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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