Teures Geschäft mit dem Geschäft
Zwölf Millionen Euro im Jahr kosten die öffentlichen Toiletten
Die jährlichen Betriebskosten für die 278 Toiletten-Pavillons der Firma Wall belaufen sich aktuell auf etwa 11,5 Millionen Euro. Der Betrag wird über den Verbraucherpreisindex regelmäßig angepasst.
Zu den Betriebskosten kommen jährlich noch rund 200.000 Euro für das Vertragscontrolling durch die Berliner Wasserbetriebe und Ausgaben für Steuerberatung. Das geht aus der Antwort von Umweltstaatssekretär Markus Kamrad auf eine Anfrage der Abgeordneten Sandra Khalatbari (CDU) zum „Toilettenvertrag mit der Firma Wall“ hervor. Der Stadtmöblierer Wall hatte 2018 in einer europaweiten Ausschreibung den Zuschlag für Berlins neue Toiletten bekommen. Im sogenannten Toilettenvertrag ist geregelt, dass die Wall GmbH die öffentlichen Toilettenanlagen beschafft, errichtet und für die nächsten 15 Jahre betreibt.
In den Jahrzehnten vor dem neuen Toilettenvertrag war das Ganze mit Werbedeals gekoppelt. Wall durfte für den Betrieb der Anlagen im Gegenzug riesige Werbewände auf öffentlichem Straßenland aufstellen und Werbung auf den Pavillons selbst machen. Im neuen Toilettenvertrag wurde der Betrieb der Anlagen von den Werberechten vollständig entkoppelt.
Die sogenannten Benutzungsentgelte gehen vollständig an den Senat. Das sind die 50-Cent-Stücke, die Nutzer einwerfen müssen, damit die Tür aufgeht. Immerhin mit jährlichen Einnahmen von 500.000 bis zu einer Million Euro kalkuliert der Senat. Genaue Zahlen gibt es nicht, da die letzte der 278 „Berliner Toiletten“ erst im April in Betrieb genommen wurde. Die Einnahmen dürften in diesem Jahr allerdings geringer ausfallen, weil Wall mit einer nie da gewesenen Einbruchserie zu kämpfen hat. Diebe brechen seit Monaten die Münzautomaten auf. Wie berichtet, meldet Betreiber Wall über 1000 Fälle pro Woche. Die enorme Zahl sei nach wie vor so hoch, wie Wall-Sprecher Christian Knappe sagt.
Wall spricht von einer Schadensumme im sechsstelligen Bereich durch gestiegene Reparaturkosten. Das ist besonders ärgerlich, weil die Diebe die teure Technik zerstören, um ein paar Euro zu erbeuten. Insgesamt sollen die entwendeten Münzen einen sechststelligen Betrag ausmachen. Geld, das dem Senat gehört. Die Polizei konnte bereits 15 Einbrecher festnehmen, auch dank aufmerksamer Nachbarn, die die Polizei anriefen, wie Knappe sagt. Um das Problem zu lösen, denken Senat und Wall über bargeldlose Zugangsmöglichkeiten wie Kartenzahlung oder sogar über die Streichung der Gebühr nach. Entschieden ist in dieser Sache noch nichts.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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