Letzte Barbara-Prozession im U5-Tunnel
Bahnhof Museumsinsel unter dem Spreekanal nimmt Form an
Am 4. Dezember haben die von der BVG beauftragten Tunnelbauer der Schweizer Firma Implenia zum sechsten und letzten Mal eine Prozession zu Ehren der heiligen Barbara zelebriert.
Die heilige Barbara gilt als Schutzheilige aller Bergleute. Immer am 4. Dezember feiern sie den Barbara-Tag. In Berlin tragen Geistliche seit 2012 eine Barbara-Statue in die Tunnel der U5-Baustelle, damit sie den Bergleuten Glück bringt. Nach der Andacht in der St. Marien-Kirche liefen die Tunnelbauer am 4. Dezember zum letzten Mal durch die fertigen Röhren der U5-Verlängerung vom Startschacht an der Spandauer Straße zur Baustelle des zukünftigen Bahnhofs Museumsinsel. Dort wurde die heilige Barbara über dem Mittelstollen in 22 Metern Tiefe aufgehängt.
Der Bahnhof, der direkt unter dem Spreekanal entsteht, ist der letzte auf der neuen U-Bahnstrecke. Im Herbst soll die Halle im Rohbau fertig sein. Die Schweizer Tunnelbohrer haben dann ihren Job gemacht. Zum Barbara-Tag 2019 ist der zukünftige Bahnhof im Innenausbau.
Noch herrschen in den bereits verlegten Tunnelröhren vier Meter unter dem Spreekanal eisige Temperaturen. Während oben an dem Tag die Sonne scheint, glitzern Eiskristalle an den Wänden. In den bestehenden Tunnelröhren ist es minus 15 Grad Celsius kalt. Der Bahnhof Museumsinsel wird unterhalb des Spreekanals und der Bertelsmann Repräsentanz Unter den Linden im Schutz einer Bodenvereisung in bergmännischer Bauweise aufgefahren. Um die Halle mit Bahnsteigen zu bauen, wurde das Erdreich vereist. Ein drei Meter dicker Eispanzer schützt vor Einbrüchen. Hunderte Sensoren überwachen permanent den Zustand. Maschinen fräsen und meißeln die gefrorenen Erdschichten heraus. Danach wird das Bauwerk mit einer Spritzbetonschale gesichert. Um die Bahnhofshalle zu bauen, werden drei Stollen hergestellt. Das Volumen in einem Stück herauszubrechen, ist wegen der Größe nicht möglich.
Der 105 Meter lange Mittel-stollen, der spätere Bahnsteig, wurde soeben fertiggestellt. In den kommenden Monaten werden die Tunnelröhren mit dem Mittelstollen verbunden. Dazu werden die Tübbinge, wie die vom Tunelbohrer Bärlinde verlegten Betonringe heißen, wieder herausgebrochen. So entsteht das unterirdische Bahnhofsgebäude.
Die Arbeiten liegen noch im Zeitplan. Ende 2019 soll der Rohbau fertig sein. Schief gehen darf jetzt aber nichts mehr. Wenn die Spezialisten auf riesige Findlinge stoßen, die den Bohrteams das Leben schwermachen, könnte es eng werden. Wie die Sprecherin der U5-Projektfirma, Stephanie Niehoff, sagt, gibt es dafür einen Plan B. Sollte der Bahnhof Museumsinsel nicht rechtzeitig fertig werden, fahren die Züge erst einmal durch und halten nicht im Bahnhof Museumsinsel.
Der Bahnhof Museumsinsel ist einer von drei neuen auf der Verbindungsstrecke (Lückenschluss U5), die die U5 von Hönow über den Alexanderplatz mit der 2009 eröffneten U55 am Brandenburger Tor verbindet. Die 2,2 Kilometer Röhren für die Züge zwischen Alex und Brandenburger Tor sind bereits fertig, ebenso wie im Rohbau die Bahnhöfe Rotes Rathaus und Unter den Linden. Der Bahnhof Museumsinsel liegt mit 22 Metern wegen der Spreeunterquerung am tiefsten.
Wie BVG-Chefin Sigrid Nikutta beim Barbara-Tag sagte, wird gerade der Auftrag für den Bahnhofsausbau vergeben. Die Station bekommt ein Deckengewölbe mit Sternenhimmel. Ende 2020 soll die erste U-Bahn vom Alexanderplatz zum Hauptbahnhof fahren. Bisher werden die Gesamtkosten der U5-Verlängerung mit 525 Millionen Euro angegeben. Wegen gestiegener Baupreise könnte die neue U-Bahn-Strecke mit drei neuen Bahnhöfen bis zu 50 Millionen Euro teurer werden, berichtet die Berliner Zeitung. Die BVG rechnet mit etwa 150 000 Fahrgästen pro Tag auf der neuen Strecke.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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