Touristen zur Kasse bitten
Grüne fordern „verpflichtendes Gästeticket“ für Berlin-Besucher
Die Grünen wollen schon länger ein ÖPNV-Pflichtticket für Berlin-Besucher. Diese Forderung hat jetzt Bettina Jarasch wiederholt. „Ein verpflichtendes Gästeticket würde kaum Touristen davon abhalten, nach Berlin zu kommen“, sagte die grüne Spitzenfrau dem Tagesspiegel.
Der Senat braucht zusätzliche Einnahmen, um für die Verkehrswende zügig den Nahverkehr auszubauen. Neue Straßenbahnstrecken und U-Bahnlinien kosten viel Geld. Das seit Jahren von den Grünen geforderte Gästeticket wäre neben staatlichen Zuschüssen und Fahrkarten-Einnahmen eine dritte Finanzierungssäule für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Andere Einnahmequellen, die kontrovers diskutiert werden, sind eine City-Maut für Autofahrer oder ein Zwangsticket für alle Berliner. Beides nicht besonders populär. Jetzt favorisiert Jarasch, die derzeit mit der SPD und der Linkspartei über die Fortführung der Koalition verhandelt, das Touristen-Zwangsticket.
Ich finde die Idee gar nicht schlecht und glaube auch nicht, dass ein Tourist Berlin meidet, nur weil er hier eine Bahnkarte kaufen muss. Nach Schätzungen stammen etwa 15 Prozent des jährlichen BVG-Umsatzes von Touristen. Im vergangenen Jahr kamen fünf Millionen Besucher in die Stadt. Vor Corona waren es 2019 dreimal so viele. Die IHK Berlin warnt jedoch vor einem Pflichtticket. „Was sollen Touristen noch alles finanzieren?“, fragt IHK-Tourismusexperte Hans-Jörg Schulze. „Touristen haben vor Corona 17 Milliarden Euro in der Stadt ausgegeben.“ Allein die City-Tax spielte 2019 über 51 Millionen Euro „in die Haushaltslöcher der Stadt“. Übernachtungssteuer plus verpflichtendes ÖPNV-Ticket würden „den Restart des Berlin-Tourismus grob fahrlässig aufs Spiel setzen“, so Schulze weiter.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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