BVG rudert zurück
Nach Protesten bleiben die Vordertüren der Busse weiter geschlossen

Ein Bild aus normalen Zeiten: Heute sitzen Busfahrer hinter Schutzscheiben und der Vordereinstieg ist geschlossen. | Foto: autofocus67, AdobeStock
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  • hochgeladen von Hendrik Stein

Der Aufschrei der BVG-Busfahrer hat gewirkt. Die gleich zu Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 geschlossenen Vordertüren in allen Bussen bleiben zu. Fahrkarten werden weiterhin nicht verkauft.

Am 3. Mai wollte die BVG ihr lange geplantes Pilotprojekt zum kontaktlosen Ticketkauf in den Bussen starten. Nach Protesten vom BVG-Gesamtpersonalrat und der Gewerkschaft Verdi gegen die Öffnung des Vordereinstiegs rudert die BVG nun zurück. „Gemeinsam für Sicherheit“, heißt es in einer Erklärung nach „erneuten Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretungen“ in der BVG-Aufsichtsratssitzung. „Mit Rücksicht auf die Besorgnis vieler Fahrer bleiben die Vordertüren an den Bussen vorerst weiterhin für den Fahrgastzustieg gesperrt.“

Lothar Stephan, Vorsitzender des BVG-Gesamtpersonalrates, hatte Ende April in einem offenen Brief an den Senat und den BVG-Vorstand einen sofortigen Stopp gefordert, „weil hier fahrlässig mit der Gesundheit unserer Kollegen gespielt wird“. Zudem hatten die Personalvertreter wegen des erhöhten Ansteckungsrisikos mit Ausfällen gedroht, wenn sich etliche Busfahrer krankmelden.

1400 Busse umgebaut

Um die Fahrer vor Ansteckungen zu schützen, wurden die Fahrerkabinen in rund 1400 Bussen für über zwei Millionen Euro mit Trennscheiben ausgerüstet. Eine Untersuchung der Technischen Universität (TU) und der Charité im Auftrag der BVG habe bestätigt, „dass die neu eingebauten Trennscheiben effektiv die Ausbreitung von Aerosolen aus dem Fahrgastraum zum Fahrpersonal verhindern und dieses gut abschirmen“, hieß es zum Start des Pilotprojekts. Außerdem sei mit den neuen Geräten nur kontaktloses Zahlen möglich. „Die Busfahrer sitzen geschützt hinter Scheiben und müssen keine Münze und keinen Schein anfassen“, entgegnete Ende April BVG-Sprecherin Petra Nelken den Kritikern aus Arbeitnehmerkreisen. Jede Kassiererin im Supermarkt sei einem viel höheren Risiko ausgesetzt. Bis auf Köln und Hannover würden zudem alle Verkehrsunternehmen in Deutschland den Vordereinstieg zum Teil bereits seit Längerem wieder ermöglichen.

"Letzte Sorgen abbauen"

Jetzt will die BVG weitere Messungen in den Bussen in Auftrag geben. „Selbstverständlich nehmen wir die Sorgen unserer Fahrer sehr ernst und können die Beunruhigungen in den Zeiten der Pandemie nachvollziehen“, sagt BVG-Chefin Eva Kreienkamp. Zu den bisherigen Messungen im Fahrgastraum soll noch eine weitere durchgeführt werden – und zwar eine „zum Verlauf der Aerosole direkt an den umgebauten Fahrerarbeitsplätzen“. Mit diesen Messungen sollen „auch die letzten Sorgen vor einer eventuellen Ansteckungsgefahr abgebaut werden“, so Kreienkamp.

Wann die über 5000 Busfahrer wieder kassieren müssen und die BVG ihr Pilotprojekt zum kontaktlosen Ticketverkauf startet, hängt von den Ergebnissen der neuen Untersuchungen ab. Kunden können dann Fahrscheine mit EC-Karte, Kreditkarte oder mit Handy-Apps kaufen. Einen Kontakt zwischen Fahrer hinter der Scheibe und Kunden gibt es nicht. Genutzt werden kann an den Terminals auch die neue Guthabenkarte, die ab Juni in allen BVG-Verkaufsstellen sowie im Einzelhandel erhältlich ist. Für die dauerhafte Einführung des kontaktlosen Ticketverkaufs im Bus will die BVG nach dem Pilotprojekt einen Tarifantrag bei der Tarifgenehmigungsbehörde stellen.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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