Radfahrer
Radfahren, ein rechtsfreier Raum?
Wenn man mit offenen Augen unterwegs ist, dann merkt man sehr schnell, dass sehr viele Radfahrer auf "Abwegen" sind. Plötzlich hat man sie auf dem Gehweg hinter sich oder vor sich, sie schlängeln sich auf Fußgängerüberwegen zwischen den Passanten über die Straße, fahren über Rasenflächen und bepflanzte Flächen und durch Parks, wo es grundsätzlich nicht erlaubt ist, mit dem Fahrrad zu fahren. Es sei denn, die Parkwege sind hierfür freigegeben. Auch für die Nutzung von Gehwegen und Fußgängerüberwegen ist die Rechtslage ebenso klar.
Dennoch habe ich immer mehr den Eindruck, dass ein Großteil der Radfahrer ein Bewußtsein entwickelt hat, sich alles erlauben zu können. So stand ich vorhin auf einem Gehweg in der Michaelkirchstraße, ca 150 cm breit und unterhielt mich mit jemanden. Radfahrer kam und wollte zwischen uns durch. Der Hinweis, es handele sich um einen Gehweg und er möge doch absteigen wurde mit der Frage begegnet, wo denn stehen würde, dass es ein Gehweg sei. Gleiches erlebte ich kürzlich schon einmal dort. Nicht nur, dass die Fußgänger da belästigt werden, in aller Regel wird gleich noch auf die Straße gefahren, ohne den fließenden Verkehr zu berücksichtigen. Gleiches auf der Verkehrsinsel am Michaelkirchplatz. Die Frage, wo stehen würde, dass es ein Gehweg ist, betrachte ich als dummfrech.
Zum Radverkehr im Engelbecken habe ich hier bei der Berliner Woche mehrfach geschrieben. Das mittlerweile nicht so ganz neue Schild an der Waldemarbrücke von mindestens 30 cm Durchmesser geht den Radfahrern sonstwo vorbei. Angeblich hätten sie es nicht gesehen. Ich empfehle den Besuch beim Optiker. Wie sieht das eigentlich mit anderen Verkehrsschildern dann aus?
Bei Hinweisen auf das Fahrverbot kann man froh sein, keine Prügel zu bekommen und "nur" beschimpft oder ignoriert zu werden.
Es geht mächtig etwas schief im Verhältnis zwischen Radfahrern und Fußgängern. Hier hat sich bei den Radfahrern ein Bewusstsein entwickelt, man könne sich einfach alles erlauben. Dazu kommt die Sorge vieler, wenn sie ein Fehlverhalten ansprechen, bedroht, beleidigt oder verletzt zu werden. Diese Sorge ist - aus eigener Erfahrung geschrieben - nicht unberechtigt.
Der Politik in dieser Stadt kann man nur sagen: So wie die Radfahrer verhätschelt werden, ist es kein Wunder, dass diese meinen, sich alles erlauben zu können. Kontrollen finden viel zu wenig, wenn überhaupt statt. Und: Wir Fußgänger lassen uns einfach viel zu viel gefallen. Erdulden statt zu reagieren ist der falsche Weg. Nein, Sie sollen den Radfahrer nicht vom Rad werfen oder ähnliches. Aber jeder kann unseren radelnden Zeitgenossen seine Meinung sagen. Kurz und knapp sagen: So nicht! Hat der den Gehweg benutzende Radfahrer mal darüber nachgedacht, dass Oma auf dem Gehweg Angst bekommen könnte? Das die Aufenthaltsqualität im Engelbecken darunter leidet, wenn ständig Radfahrer auf den engen Wegen dort von allen Seiten kommen oder vor der Parkbank herumfahren?
Und da wären noch die Polizei Berlin und die Ordnungsämter. Wann endlich nehmen Sie sich der Thematik umfassend an? Erinnern Sie die Radfahrer - da denke ich auch an die SenUVK - endlich daran, dass sie nicht nur Rechte haben, sondern auch Pflichten.
Radfahrer argumentieren immer gern damit, dass Autos so gefährlich seien. Sicher ist das nicht falsch. Nur: Wo fahren in einer Grünanlage Autos? Z.B. am Engelbecken, im Luisenstädtischen Kanal oder auf dem Michaelkirchplatz (wo Radfahren auch verboten ist)?
Darf man das eigene Risiko dadurch reduzieren, dass man einfach andere Verkehrsteilnehmer, hier die Fußgänger gefährdet? Ich sage nein. Auch als Radfahrer hat man sich an die Regeln für ein Miteinander im Straßenverkehr zu halten und sollte diese Regeln auch kennen.
Egoismus, Faustrecht, Ignorieren der Grundlagen eines normalen Miteinander sind eine Gefahr für die Gesellschaft und für andere. Hier für Fußgänger, darunter Kinder, Ältere und Behinderte.
Daher meine Bitte an die Radfahrer: Nehmen Sie endlich Vernunft an und halten Sie sich an die Regeln im Straßenverkehr. Runter von den Gehwegen oder darauf das Fahrrad schieben. Parkwege nicht nutzen, wenn sie nicht für den Radverkehr freigegeben sind. Rücksicht nehmen.
Von der Politik in dieser Stadt erwarte ich, dass sie dafür sorgt, dass Radfahrer, die sich nicht an die Verkehrsregeln halten, sanktioniert werden. Maßnahmen ergriffen, Fußgänger zu schützen.
Autor:Jörg Simon aus Mitte |
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