Unnütze Holzverschläge
Senat setzt Förderprogramm für Kiez-Parklets im nächsten Jahr fort

Auf den Kampagnenfotos der Senatsumweltverwaltung suggerieren die Holzbuden auf der Straße zwischen parkenden Autos pure Großstadtidylle. Fröhliche Menschen mit kleinen Kindern sitzen glücklich in den Parkbuchtkisten, lesen Zeitung, trinken Tee und gießen das Grünzeug in liebevoll angelegten Hochbeeten.

Auch Senatorin Bettina Jarasch (Grüne) posiert gern mal für Fotografen in so einer Holzbox. Ihre Verwaltung will immer mehr dieser Kiez-Parklets und fördert auch im nächsten Jahr Vereine, Initiativen und Einrichtungen, die ein „Stadtmöbel im öffentlichen Raum“ einrichten wollen und sich bis Ende Oktober bewerben, mit bis zu 4000 Euro. Für Jarasch ist das Parklet-Förderprogramm „ein großer Erfolg“. Die Module, die bis zu drei Autoparkplätze blockieren, „erhöhen die Aufenthalts- und Lebensqualität in den Nachbarschaften, sorgen für Flächengerechtigkeit und bringen mehr Stadtgrün in die Straßen“, sagt die Grünen-Politikerin.

Für mich sind die Fahrbahnzellen, die schon in der ersten Testphase in der Kreuzberger Bergmannstraße für viel Kritik und Spott gesorgt haben, grünes Bullerbü-Denken und fernab jeglicher Realität. Welchen Sinn haben solche Mini-treffs neben vielbefahrenen Straßen? Oft genug werden die Holzpodeste nachts beschmiert und als Mülleimer, Gehwegklo oder Partyecke missbraucht. Zum Glück ist noch kein Kind von den Brüstungen auf die Straße gefallen. Von den 100 geplanten Kiez-Parklets für 2021 wurden nur 60 errichtet, die meisten in Friedrichshain-Kreuzberg. Die Lust auf das Förderprogramm scheint in den meisten Bezirken gering zu sein, weil es nur Mehrarbeit bedeutet und die Parklets nicht selten für Ärger sorgen. Der Senat feiert die Holzverschläge dennoch als Wohlfühloasen.

Sollte der Senat weiterhin die Einrichtung von Parklets mit Steuergeldern fördern?
Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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