Friedrichstraße wird autofrei
Senat will Einkaufsboulevard ein halbes Jahr lang sperren

Seltener Schnappschuss ohne Autos. Ab Sommer soll die Friedrichstraße in diesem Abschnitt wirklich autofrei sein. | Foto: Steffi Jericho
  • Seltener Schnappschuss ohne Autos. Ab Sommer soll die Friedrichstraße in diesem Abschnitt wirklich autofrei sein.
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Die von Verkehrssenatorin Regine Günther (für Grüne) betriebene Umwandlung der Friedrichstraße in eine Fußgängerzone wird konkreter. Die Pläne für eine sechsmonatige Sperrung ab Juni hat Verkehrsstaatssekretär Ingmar Streese am 4. März den Anrainern auf einem Workshop präsentiert.

Senat und Bezirk wollen die Friedrichstraße unbedingt zur Fußgängerzone machen. Bereits Ende vergangenen Jahres wurden längere Sperrungen angekündigt. Jetzt wurden konkrete Vorschläge auf den Tisch gelegt. Der „Verkehrsversuch auf der Friedrichstraße ist Voraussetzung für eine neu gestaltete autofreie Friedrichstraße“, teilt die Senatsverwaltung mit. Die Pläne sollen nach dem Test analysiert und diskutiert werden.

Der Praxistest startet Anfang Juni und soll bis Ende November andauern. Ein halbes Jahr lang wird dabei der Abschnitt zwischen Leipziger Straße und Französischer Straße komplett autofrei. Südlich der Leipziger Straße soll der Bereich am Checkpoint Charlie zwischen Schützenstraße und Rudi-Dutschke-Straße zum verkehrsberuhigten Bereich werden. In einer so als Spielstraße ausgewiesenen Zone dürfen Autos nur noch Schrittgeschwindigkeit fahren. „Damit soll erprobt werden, welche Auswirkungen auf den Fuß-, Rad-, Kfz- und Lieferverkehr entstehen und welcher Mehrwert für die Stadtgesellschaft und die Nutzer erzeugt werden kann“, heißt es aus Günthers Abteilung. Wie die Morgenpost berichtet, soll in einer zweiten Phase die autofreie Zone noch ausgeweitet werden. Ab Anfang September soll die Friedrichstraße für Kraftfahrzeuge auch südlich der Leipziger Straße bis zur Schützenstraße tabu sein.

Mehr Platz für Fußgänger, Radfahrer und Bäume

Laut Morgenpost wird in der Testphase auch der Straßenraum provisorisch umgestaltet. Die Gehwege auf der Friedrichstraße sollen von jetzt vier Meter auf acht Meter je Straßenseite verbreitert werden. In der Straßenmitte sollen Fahrradfahrer eine insgesamt fünf Meter breite Fahrspur bekommen. Da es auf der steinernen Friedrichstraße kaum Grün gibt, könnten Bäume in Kübeln aufgestellt werden. Laut erster Planungen wäre entlang der autofreien Pilotstrecke Platz für bis zu 120 Baumtöpfe und mehrere Sitzbänke.

Der Verein Changing Cities feiert das Pilotprojekt als „klares Votum für eine lebenswerte Stadt!“. Das Konzept sei von Changing Cities entwickelt worden und werde nun von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz umgesetzt, heißt es. Das Netzwerk Fahrradfreundliche Mitte, ein Projekt von Changing Cities, „hat eine erste Flaniermeile im Zentrum der Stadt durchgesetzt“, sagt Stefan Lehmkühler vom Verein. Die autofreie Teststrecke nennt er „Straße der Zukunft“.

Händler sehen Sperrung kritisch

Der Händler- und Gewerbeverein Die Mitte hatte bisher die Sperrung der Friedrichstraße kritisch gesehen und ein Gesamtkonzept gefordert. Bereits 2019 gab es kurzzeitige Sperrungen wie zum Beispiel vom 4. bis 6. Oktober, als sich auf der Friedrichstraße junge Modemacher präsentierten. Bürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) hatte das eingefädelt; er will unbedingt die Autos aus der Friedrichstraße weghaben. Lehmkühler ist sicher, „dass die Befreiung von Pkw-Verkehr den Umsatz der anliegenden Geschäfte steigert“. Die Gewerbetreibenden würden in Zeiten des Online-Handels profitieren, „wenn die Aufenthaltsqualität wächst und wenn eine Entschleunigung durch Rad- und Fußverkehr statt gehetzter Parkplatzsuche stattfindet“, sagt er.

„Wir haben Zweifel, ob eine zum Teil autofreie Friedrichstraße gegen die Mall of Berlin bestehen kann“, sagt hingegen Oliver Friederici, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. Er glaubt nicht, dass die Einkaufsstraße „für Käufer attraktiver wird, wenn sie dort besser Radfahren oder auf breiteren Gehwegen flanieren können“. Friederici fordert, dass „Anwohner und Geschäftsleute vom Senat nicht übergangen werden“, heißt es in der CDU-Erklärung. Und weiter: „Statt sich von Fahrrad-Lobbyisten lenken zu lassen, muss die grüne Senatsverkehrsverwaltung zuerst Anwohner und Gewerbetreibende beteiligen. Nach ihrem Protest war der Autofrei-Versuch im letzten Jahr abgesagt worden. Es darf sich nicht wiederholen, dass Betroffene wie im Streit um die Gestaltung des Mittelstreifens in der Karl-Marx-Allee übergangen werden“.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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