Umstrittenes Salz für mehr Sicherheit
Senat will für den Winterdienst auf Radwegen bisher verbotene Solelösung einsetzen

Die Leute sollen auch Fahrrad fahren, wenn alles vereist ist. Der Senat will deshalb für den Winterdienst Salzlösungen für Radwege genehmigen und ein Pilotprojekt mit der BSR initiieren. | Foto:  Dirk Jericho
2Bilder
  • Die Leute sollen auch Fahrrad fahren, wenn alles vereist ist. Der Senat will deshalb für den Winterdienst Salzlösungen für Radwege genehmigen und ein Pilotprojekt mit der BSR initiieren.
  • Foto: Dirk Jericho
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Der Senat will das Straßenreinigungsgesetz ändern, um Salz auf vereisten Radwegen einzusetzen. Dazu soll ein Pilotversuch gestartet werden, den das Pflanzenschutzamt begleitet. Naturschützer protestieren.

Immer mehr Menschen sollen Fahrrad fahren, auch im Winter. Der rot-grün-rote Senat baut deshalb immer mehr Radwege. Doch wenn die vereist und glatt sind, ist das Strampeln auf den Pisten sehr gefährlich. Umwelt- und Mobilitätssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) will jetzt das Straßenreinigungsgesetz ändern, „um Umweltschutz und Verkehrssicherheit zusammenzubringen“, wie sie auf Twitter schreibt. Die BSR soll zukünftig Sole auf Hochbordradwegen einsetzen dürfen. Das sind Radwege, die oberhalb des Bordsteins neben Gehwegen verlaufen.

Bisher ist auf Radwegen der Einsatz von Salzlösungen oder anderen Auftaumitteln durch den Winterdienst im Land Berlin wegen Umweltschäden strikt verboten. Ausnahmen gibt es in Berlin für die BSR nur für verkehrswichtige Straßen bei besonderer Glätte. Dann dürfen die Streufahrzeuge Feuchtsalz einsetzen.

Die BSR „begrüßt den Vorschlag der Verkehrs- und Umweltsenatorin sowie den entsprechenden Senatsbeschluss für einen Pilotversuch zum Sole-Einsatz auf Radwegen ausdrücklich“, sagt Sprecher Sebastian Harnisch. Glättefreie Radwege seien ohne Auftaumittel nicht machbar. „Deshalb empfehlen auch Experten vom Fachausschuss Winterdienst des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) den Einsatz von Sole auf Radwegen“ so Harnisch. Abstumpfende Streustoffe wie Splitt oder Sand seien für Radfahrer zu gefährlich. Vor allem Rollsplitt berge „tückische Gefahren“ und kann dazu führen, dass Radler stürzen. Harnisch betont, dass Sole als Salzlösung rund 70 Prozent weniger Salz enthält als das üblicherweise auf Straßen eingesetzte Feuchtsalz. „In vielen deutschen Städten sowie in Skandinavien, Niederlande oder Österreich haben Winterdienste und Radfahrende mit dem Sole-Einsatz auf Radwegen gute Erfahrungen gemacht“, sagt der BSR-Sprecher.

Während der Fahrradclub ADFC für den Einsatz von Sole auf Radwegen ist, warnen Naturschützer vor Schäden an den Bäumen. Das Salz führe zum Austrocknen der Bäume und schädige auch Bodenlebewesen und Wasserbewohner, sagte Nabu-Chefin Melanie von Orlow der Berliner Morgenpost. Den von Bettina Jarasch angekündigten Pilotversuch auf ausgewählten Radwegen hält sie für überflüssig. Man müsse nicht etwas erforschen, was schon längst erforscht sei.

Der CDU-Verkehrsexperte Oliver Friederici wundert sich über Jaraschs Vorstoß. „Warum macht man das nur für Radfahrer und nicht für Fußgänger? Sind die gar nichts wert?“, fragt er. Konsequent sei das nicht, sondern nur für bestimmte Verkehrsteilnehmer, „um den Grünen-Wählern zu gefallen“, so Friederici. Der Senat solle lieber dafür sorgen, dass die BSR die Radwege anständig räumt. „Dann geht es auch ohne Salzlösung“, sagt der CDU-Abgeordnete.

Der Senat will im kommenden Winter auf „ausgewählten Hochbordradwegen“ Sole einsetzen und die Auswirkungen auf Pflanzen vom Pflanzenschutzamt Berlin in dem Pilotversuch wissenschaftlich untersuchen. Der Vorschlag zur Änderung des Straßenreinigungsgesetzes wird jetzt dem Abgeordnetenhaus zugeleitet. Die BSR hat jedenfalls Lust auf Salz. „Für den Fall eines positiv verlaufenen Pilotversuchs wäre ein Sole-Einsatz auf Radwegen auch in größerem Umfang praktikabel“, sagt BSR-Sprecher Sebastian Harnisch.

Die Leute sollen auch Fahrrad fahren, wenn alles vereist ist. Der Senat will deshalb für den Winterdienst Salzlösungen für Radwege genehmigen und ein Pilotprojekt mit der BSR initiieren. | Foto:  Dirk Jericho
Die Leute sollen auch Fahrradfahren, wenn alles vereist ist. Der Senat will deshalb für den Winterdienst Salzlösungen für Radwege genehmigen. | Foto: Dirk Jericho
Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

2 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 550× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 838× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 815× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.193× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.