Autofreie Mitte
Senatorin kündigt neues Konzept für Friedrichstraßen-Kiez an

Umstritten: Seit August 2020 ist die Friedrichstraße in ihrer Mitte autofrei. Jetzt sollen es auch Nebenstraßen werden. | Foto: Ulrike Kiefert
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Im vorigen Oktober hatte es der Senat verkündigt: Die Friedrichstraße bleibt in ihrer Mitte auf Dauer autofrei. Nun will Verkehrssenatorin Jarasch ein neues, größeres Konzept inklusive Nebenstraßen vorlegen. Auch auf der Oranienstraße in Kreuzberg sollen bald keine Autos mehr rollen dürfen.

An der „autofreien Friedrichstraße“ scheiden sich die Geister. Die einen wollen sie, andere nicht. So klagen etwa Geschäfte über weniger Kunden. Anwohner ärgern sich über mehr Verkehr in den Nebenstraßen, und so mancher Fußgänger stört sich an der Radler-Rennpiste in der Mitte der Fahrbahn. Trotzdem hatten die Senatsverkehrsverwaltung und der Bezirk Mitte den Verkehrsversuch auf rund 500 Metern zwischen Leipziger und Französischer Straße Ende 2021 als Erfolg vermeldet. Der Teilabschnitt der Friedrichstraße ist seit August 2020 für Autos komplett gesperrt und soll es dauerhaft bleiben. Im Februar dieses Jahres kündigte Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) dann an, sich eine Sperrung des Autoverkehrs auch rund um den Gendarmenmarkt und auf weiteren großen Einkaufsstraßen wie dem Hackeschen Markt und der Tauentzienstraße vorstellen zu können. Auch die Oranienstraße in Kreuzberg ist jetzt im Gespräch.

Konzept soll im April vorgestellt werden

Was das umstrittene Projekt „autofreie Friedrichstraße“ angeht, so soll es dafür laut Senatorin nun einen Neustart geben. Ein entsprechendes Konzept, das auch angrenzende Straßen und den Gendarmenmarkt umfasse, sei „in der Finalisierung“ und werde noch im April vorgestellt. “Es braucht ein Gesamtkonzept für den Nahbereich, also auch für die umliegenden Straßen“, so Bettina Jarasch. Dabei geht es um die Gestaltung der Flaniermeile und ihres Umfelds, eine Optimierung des Lieferverkehrs, um Vorschläge zur neuen Führung des Radwegs und zu möglichen Einbahnstraßenregelungen, um die Anwohner zu entlasten. Senatsverwaltung und Bezirk wollten hier gemeinsam Konzepte entwickeln und weitere Beteiligungsverfahren organisieren.

"Berlins peinlichste Fahrradrennstrecke"

Einen autofreien „Friedrichstraßen-Kiez“ zwischen Leipziger Straße und Unter den Linden lehnt das Aktionsbündnis „Rettet die Friedrichstraße!“ dagegen ab. „Die in der Friedrichstraße und in umliegenden Straßen ansässigen mittelständischen Unternehmen, Gewerbetreibenden, Gastronomen, Hoteliers, Tourismusvertreter und Anrainer erklären den Verkehrsversuch für gescheitert“, heißt es zur Begründung. Und weiter: „Immer mehr Ladenschließungen, Umsatzrückgänge, Besuchermangel, Trostlosigkeit, die Optik einer Dauerbaustelle und Berlins peinlichste Fahrradrennstrecke – nichts davon erhöht die Aufenthaltsqualität in diesem hauptstädtischen, geschichtsträchtigen, kulturell und touristisch herausragenden Mitte-Bereich oder macht sie zu einer Flaniermeile.“ Deshalb verlangt das Aktionsbündnis von der Politik erneut den sofortigen Stopp des Verkehrsversuchs und ein Verkehrs- und Tourismuskonzept für die gesamte Mitte. Das soll den Lieferverkehr regeln und zeigen, wie Autos, Taxis, Touristenbusse und BVG-Busse künftig „ohne endlose Staus durch Mitte kommen“. Außerdem will das Bündnis in alle Planungen und Entscheidungen zur Friedrichstraße einbezogen werden. Das Aktionsbündnis hatte sich Mitte März dieses Jahres gegründet. Ihm gehören der Verein „Die Mitte“, der Wirtschaftskreis Mitte, die IG Gendarmenmarkt, die Vereine „Die Freunde und Förderer Gendarmenmarkt“ und die „Zukunft Gendarmenmarkt“ an.

„Es entstand nicht mal im Ansatz Verweilqualität“

Neuerliche Kritik kommt auch von Oliver Friederici, verkehrspolitischer Sprecher der Berliner CDU-Fraktion. „Beim Grünen-Prestigeprojekt Friedrichstraße haben nicht mal die neuen Straßenbäume in ihren Sperrholzkübeln Wurzeln geschlagen.“ Aus der Flaniermeile sei eine Radautobahn geworden. „Es entstand nicht mal im Ansatz Verweilqualität.“ Und auf ein seit Langem angekündigtes Konzept würden die Anlieger bis heute warten. „Wir warnen daher davor, wenn jetzt die Verkehrsverwaltung auf Teufel komm raus mit der dauerhaften Entwidmung der Straße vollendete Tatsachen schaffen will.“ Als „richtigen Weg“ bezeichnete Friederici dagegen den Vorschlag des Anliegervereins „Die Mitte“, einen internationalen Wettbewerb für die Friedrichstraße auszurufen.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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