Das Alter als Unfallrisiko
Senioren sollten Fahrtüchtigkeit regelmäßig testen lassen

Ein Mann fährt rückwärts in eine Parklücke und übersieht, dass seine Frau hinter dem Auto steht. Sie stürzt. Der Mann steigt aus, vergisst aber, die Handbremse anzuziehen. Das Auto überrollt die Frau. Sie wird schwer verletzt. Der Mann wird durch die offene Fahrertür zu Fall gebracht und zieht sich ebenfalls Blessuren zu.

Die traurige Pointe: Der Verursacher war 88, seine Frau 89 Jahre alt – was eine wichtige Erklärung dafür ist, dass es zu diesem Unfall kommen konnte. Ab einem gewissen Alter sind Senioren hinterm Steuer nach meiner Meinung ein Verkehrsrisiko. Das lässt sich regelmäßig beobachten. Rentner, die mit ihren Autos über die Fahrbahn schleichen und eine Schlange nach sich ziehen, die abrupt bremsen, auch wenn kein Grund zu erkennen ist. Unvermittelt wird die Spur gewechselt und das Blinken vergessen. Das alles verwundert nicht. Das Fahren, mit allem was dazu gehört, überfordert irgendwann.

Senioren sind heute fitter als die Generationen vor ihnen. Aber das Altern lässt sich nicht verhindern. Kräfte und Konzentration nehmen ab. Ob sie noch für das Lenken eines Autos reichen, sollte, so finde ich, spätestens ab Mitte 70 regelmäßig überprüft werden. Schon im eigenen Interesse. Ich kenne die Gegenstimmen. Sie werten solche Vorschläge als Diskriminierung und verweisen auf junge Autofahrer, die viel öfter für schwere Zusammenstöße verantwortlich seien. Doch das stimmt so nicht. Laut Institut für Unfallforschung waren 2017 Fahranfänger zwischen 18 und 20 Jahren bei 70 Prozent der Unfälle, an denen sie beteiligt waren, auch die Verursacher. Bei Senioren über 75 Jahre lag der Anteil mit 74 Prozent aber noch höher.

Schon heute können Senioren eigenverantwortlich ihre Fahrtüchtigkeit prüfen lassen. Prüforganisationen, Automobilklubs und örtlichen Fahrschulen haben spezielle Fahrfitness-Checks im Programm, so etwa der ADAC (Telefon 0800 512 10 12 und www.adac.de/fahrfitnesscheck) und die DEKRA (Telefon 29 36 33-90 und www.dekra.de/de/mobilitaets-check-fuer-senioren). Eine gesundheitliche Eignung für den Straßenverkehr kann man auch beim Haus- und Augenarzt durchführen lassen.

Soll es für Senioren ab 75 Jahre verbindliche Fahrtauglichkeitstests geben?
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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