Überholt und in Fußgänger gerast
SUV-Fahrer nach tödlichem Unfall auf Invalidenstraße angeklagt

Vor dem Berliner Landgericht hat rund zwei Jahre nach dem tödlichen Unfall mit vier Toten auf der Invalidenstraße der Prozess gegen den Autofahrer begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm fahrlässige Tötung und fahrlässige Gefährdung des Straßenverkehrs vor.

Der Angeklagte war am 6. September 2019 mit seinem fast zwei Tonnen schweren SUV beim Überholen in mehrere Fußgänger gerast, die vor einer roten Ampel warteten. Vier Menschen starben. Das jüngste Opfer war ein dreijähriger Junge. Seine Großmutter (64) kam ebenfalls ums Leben. Auch ein Spanier (28) und ein Brite (29) wurden getötet. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 44-jährigen Fahrer fahrlässige Tötung und fahrlässige Gefährdung des Straßenverkehrs vor. Aus ihrer Sicht hätte er aus gesundheitlichen Gründen nicht am Steuer des SUV sitzen dürfen. Nach Gerichtsangaben hatte der Fahrer infolge eines epileptischen Anfalls einen Krampf bekommen, so dass er mit durchgedrücktem Gaspedal etwa 80 Meter weitergefahren sei. Seine Opfer soll der Mann mit einer „Kollisionsgeschwindigkeit von 102 bis 106 Stundenkilometern“ erfasst und deren Tod „fahrlässig in Kauf genommen“ genommen haben. Laut Staatsanwaltschaft hatte sich M. ans Steuer des Wagens gesetzt, obwohl er hätte wissen müssen, dass er gesundheitlich nicht in der Lage gewesen war, das Fahrzeug sicher zu führen.

Zu klären ist nach dem Unfallhergang aber noch eine ganz andere Frage. Wieso überholte der SUV überhaupt auf der Gegenfahrbahn? Augenzeugen sagen, dass der Fahrer aus dem Stau des Berufsverkehrs auf der Invalidenstraße mit seinem SUV plötzlich ausgeschert und an den bei roter Ampel wartenden Autos auf der Gegenspur vorbei gezogen sei, um wahrscheinlich in die Ackerstraße abzubiegen. Nach eigenen Angaben wollte der Fahrer in ein Pizzarestaurant. Wäre M. im Stau stehengeblieben und hätte wie alle anderen geduldig gewartet, wäre es zu dem tödlichen Unfall vermutlich nicht gekommen. Im Fall eines epileptischen Anfalls wäre M. zumindest „nur“ auf seinen Vordermann aufgefahren.

Das Landgericht Berlin hat 20 Prozesstage bis Anfang Februar 2022 angesetzt, um das Geschehen aufzuklären. Neun Hinterbliebene sind als Nebenkläger zum Prozess zugelassen. Etwa 70 Zeuginnen und Zeugen hat die Staatsanwaltschaft benannt.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

53 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 131× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 85× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 485× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.080× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.