Senat ignoriert Forderung der Anlieger
Weltkulturerbe wird Busbahnhof

Direkt vor dem Neuen Marstall (rechts) sollen Parkbuchten für Reisebusse gebaut werden. | Foto: Klaus Teßmann
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Das Berliner Stadtzentrum wird von vielen Touristen besucht. Das ist natürlich gut für die Stadt Berlin. Stellt aber auch ein großes Problem dar.

Viele Berlinbesucher kommen mit dem Reisebus in das Zentrum. Doch wo sollen die Busfahrer ihre Busse abstellen, während die Touristen in den Museen oder im Berliner Dom sind? Oftmals sind die Seitenstraßen voll gestellt mit Reisebussen.

Das soll sich ändern – ein Busparkplatz soll angelegt werden. Bereits Ende des Monats November sollen die Baggerarbeiten für Busparkplätze auf der Spreeinsel beginnen. Dagegen protestieren die Anlieger, denn der große Parkplatz für Reisebusse soll direkt vor dem Neuen Marstall gebaut werden. Davon ist besonders die Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin betroffen. „Wir sind äußerst konsterniert über die unbeirrte Bekanntgabe des Baubeginns“, sagt der Rektor der Hochschule, Professor Robert Ehrlich. „Die Kurzzeithaltebuchten führen zu einem massiven Verkehrsaufkommen und extremen Lärm- und Feinstaubbelastungen durch Dieselmotoren. Das ist absolut inakzeptabel für den Unterrichts- und Konzertbetrieb im Gebäude am Schlossplatz 7. Ohne Rücksicht auf die berechtigten Interessen der betroffenen Einrichtungen auf der Spreeinsel wird an vor zehn Jahren gefassten Beschlüssen festgehalten“, ärgert sich Ehrlich. Der Hochschulstandort werde durch die Umsetzung der alten Verkehrsplanung des Senats mit zwei großen Haltebuchten direkt vor den Eingängen zum Neuen Marstall erheblich gefährdet.

Im Zehn-Minutentakt sollen jeweils vier Reisebusse ihre Fahrgäste ein- und aussteigen lassen. Das sind zu Spitzenzeiten mehr als 1000 Personen pro Stunde. Dazu kommt noch der Lieferverkehr für die Hochschule und für die Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) durch die einzige Einfahrt zum Marstall. Diese Zufahrt zur Bibliothek liegt zwischen den beiden geplanten Parkbuchten. Dadurch würde eine beträchtliche Gefährdung für alle Verkehrsteilnehmer bestehen.

Alle Mitglieder der Interessengemeinschaft (IG) Kultur und Bildung Spreeinsel – dazu gehören das Humboldt Forum, der Berliner Dom, die Staatlichen Museen, die Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin und die Zentral- und Landesbibliothek Berlin – sind sich einig, dass die alte Verkehrsplanung verändert werden muss. Die IG Spreeinsel hat vor mehr als einem Jahr ein aussagekräftiges externes Gutachten der Senatsverwaltung für Verkehr vorgelegt. Dazu hat die Senatsverwaltung bisher keine Stellung bezogen.

Im September 2018 forderte die IG Spreeinsel die Verantwortlichen auf, die jetzt angekündigten Baumaßnahmen vor der Hochschule sofort zu stoppen, da diese für die Eröffnung des Humboldt Forums 2019 keine Relevanz hätten. Mit dem Baubeginn würden nunmehr Fakten geschaffen, die einem sinnvollen und zukunftsträchtigen Umgang mit den vielen Reisebusen auf der Spreeinsel entgegenstünden.

In regelmäßigen Abständen hat die IG Spreeinsel das Gespräch mit verschiedenen Akteuren des Berliner Senates gesucht und zuletzt intensiv auf die Gefährdung des Hochschulstandortes hingewiesen. Sämtliche Mitglieder der IG Spreeinsel befürworten das vorgelegte alternative Buskonzept.

Autor:

Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg

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