Solidarische Pappkameraden
Auf www.trotzdem.jetzt helfen Fans ihren Vereinen, Kultureinrichtungen und Lieblingslokalen
Der Berliner Sportmarketing-Unternehmer Bernd Kühn hat mit dem Filmproduzenten Ingo Müller-Andersohn das Projekt www.trotzdem.jetzt gestartet. Jeder kann damit seinen von Corona gebeutelten Verein, aber auch seine Fankneipe oder sein Kieztheater unterstützen.
Dort, wo überhaupt noch gespielt werden darf, bleiben die Sitzreihen leer wegen der Pandemie. Weltbekannt sind die Bilder vom trotzdem optisch vollen Borussia-Park des Bundesligavereins Borussia Mönchengladbach geworden. Bereits im April konnten dort Fans Pappkameraden mit ihrem Konterfei bestellen und aufstellen lassen. Ein Teil der Kosten für die lebensgroßen Fanbilder auf Pappe ging als Unterstützung an den Verein. Den Einfall hatte Ingo Müller-Andersohn. Gemeinsam mit Bernd Kühn hat er das Konzept auch zur Rettung des Spielbetriebs in der Eishockey-Liga DEL erweitert. Nun sollen die Pappkameraden überall dort helfen, wo die Luft am meisten brennt.
Viele kleine Vereine kämpfen seit Monaten ums Überleben, in der Stammkneipe sind die Zapfhähne zugedreht oder die kleine Theaterbühne nebenan steht vor dem Aus. Mit dem Projekt www.trotzdem.jetzt will Kühn Freunde und Unterstützer zusammenbringen und eine Welle der Solidarität erzeugen. Vereine, Kultureinrichtungen, Chöre, Läden und Kiezkneipen können in der Online-App Teams anlegen. „Das können aber auch Fanclubs oder Stammtische, Mannschaften oder ganze Fankurven tun“, sagt Bernd Kühn.
Der Team-Link wird dann an potenzielle Unterstützer und Mitstreiter verschickt, die dann für knapp 30 Euro eine Pappfigur von sich in Lebensgröße vom Gürtel bis zum Scheitel bestellen können. Außerdem gibt es in der kostenfreien App die Möglichkeit, zu einer Spende an seinen Lieblingsverein, -theater oder -lokal aufzurufen.
Spaß und Gemeinsamkeit
Die Pappfiguren sind ein Zwischenschritt, bis die Zeiten wieder normaler werden. Und Spaß und Gemeinsamkeit bringt das Projekt auch in Zeiten der Kontaktbeschränkungen. Wenn Kneipen mit Abstandskonzepten wieder öffnen, könnten vielleicht zwischen zwei Gästen zwei Pappfiguren mit am Tresen sitzen. Nach Beendigung der Corona-Krise kann sich jeder Unterstützer seine Pappfigur mit nach Hause nehmen und ins Wohnzimmer stellen, so die Idee. Eine schöne Erinnerung an verrückte Zeiten, wenn auf den Pappen zum Beispiel das gesamte Fußballteam unterschreibt. Auch bei Borussia Mönchengladbach wurden die Pappkameraden zum Teil mit Autogrammen der Spieler zurückgegeben. Bernd Kühn als alter Gladbach-Fan hat seinen Pappkameraden auch zu Hause stehen.
Bisher haben in der neuen App schon ein paar Chöre und Vereine aus Berlin und Brandenburg ihre Unterstützer-Teams angelegt. Kühn und seine Mannschaft wollen mit den Pappkameraden natürlich auch ihr eigenes wirtschaftliches Überleben retten. Weil viele Veranstaltungen wie zum Beispiel das Berliner Hallenmasters ausgefallen sind, mussten die Unternehmer im vergangenen Jahr auf einen Großteil ihrer Umsätze verzichten. „Aber den Kopf in den Sand stecken geht bei uns nicht“, sagt Bernd Kühn, dem „die Pandemie seit 1. April den Laden zugesperrt hat“. Mit der Unterstützerplattform für Sport und Kultur will er für bessere Zeiten trommeln.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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