Touristen schrubben Parks
Die Bezirke Mitte und Pankow starten gemeinsames Projekt
von Dirk Jericho
Touristen und Anwohner sollen bei gemeinsamen Putzaktionen ins Gespräch kommen und sich für eine saubere Stadt engagieren.
Touristen kommen und gehen – was bleibt, ist der Dreck, den sie hinterlassen. Anwohner sind oft nicht gut zu sprechen auf die Horden, die laut durch die Straßen und Parks ziehen und Müll in die Botanik werfen. Die Wirtschaftsförderung des Bezirksamtes Pankow hat jetzt eine bahnbrechende Idee, wie man die Touris für nachhaltigen Tourismus sensibilisieren kann: Man lädt sie einfach ein, eine Stunde mit Einheimischen zusammen den Park zu schrubben und danach beim gemeinsamen Picknick ins Gespräch zu kommen. „Wir retten damit nicht die Welt, aber die Putzaktion hat auch eine Außenwirkung“, sagt Pankows Wirtschaftsstadträtin Rona Tietje (SPD). Tourismus müsse nicht immer negativ besetzt sein. „Da kann man auch was Gutes draus machen“, glaubt sie.
Im August und September sind drei Subbotniks geplant. Bevor die Touris gemeinsam mit Berlinern im Mauerpark und im Ernst-Thälmann Park die Besen schwingen, bekommen sie kostenfrei eine einstündige Tour in die Mauergedenkstätte an der Bernauer Straße. Mehrere Guides vom privaten Anbieter für Stadtrundgänge Sandemans New Berlin leiten die drei Touren auf Deutsch, Englisch und Spanisch. Nach dem Gratis-Geschichtsunterricht geht's dann an die Harken. Als Belohnung für die Stadtverschönerung warten am Ende ein gemeinsames Picknick und ein kleines Geschenk. Das ist laut Rona Tietje ein Turnbeutel mit Logo der Aktion. Die Besucher hinterlassen mit ihrem Arbeitseinsatz „einen kleinen grünen Fußabdruck“, so die SPD-Stadträtin.
Die Firma Sandemans hat ähnliche Events bereits in Edinburgh, Barcelona, Paris, Amsterdam und Dublin durchgeführt. „Die Teilnehmer schätzen die Gelegenheit, sich in den Städten, die sie besuchen, einzubringen und das Erlebnis, sich als Teil der Stadt fühlen zu können“, sagt Lisa John von Sandemans. An den drei Terminen (26. August im Mauerpark, 9. und 23. September im Ernst-Thälmann Park) können jeweils 50 Leute mitmachen. Wer Lust hat, kann sich unter www.neweuropetours.eu/berlin anmelden. Die Bezirke finanzieren das kollektive Putzhappening mit insgesamt 4000 Euro aus dem Programm Saubere Stadt. Mittes Bürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) glaubt an den positiven Effekt des „gemeinsamen Clean-Up durch Touristen und Anwohner“. Für ihn ist das „praktizierter Umweltschutz“. Außerdem gehe es „um viel Spaß beim gemeinsamen Verschönern, gegenseitigen Kennenlernen und Austausch.“
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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