Discounter in der Leipziger Straße platzt aus allen Nähten
Wenn Supermärkte ihre Ladenpläne präsentieren, gibt es meist Proteste von Nachbarn. In der Leipziger Straße ist das anders. Anwohner kämpfen darum, dass der Lidl-Markt seine Flächen vergrößern darf. Der Grund: Der Lebensmittelmarkt im Verkaufspavillon in der Leipziger Straße zwischen den Hochhäusern ist täglich überfüllt. An den Kassen bilden sich lange Schlangen, in den Gängen ist oft kein Durchkommen. Der Discounter ist für die rund 6000 Einwohner rund um die Leipziger enorm wichtig für die Nahversorgung. Dazu kommen die Touristen aus den zahlreichen Hotels, die sich hier eindecken. Vor allem ältere Kiezbewohner sind auf den Supermarkt angewiesen. "Wir brauchen unbedingt eine Lösung", sagt Hans-Dieter Malsbender, Chef der Interessengemeinschaft Leipziger Straße/Krausenstraße (IG). Auf der aktuellen Mitgliederversammlung der IG wurde das Lidl-Thema jetzt als das brennendste benannt.
Die Interessengemeinschaft hat bereits vor ein paar Monaten den Discounter gebeten, den Laden zu vergrößern. Beim Bauamt liegt ein Antrag für einen Anbau an den zweigeschossigen früheren DDR-Dienstleistungswürfel an der Rückseite vor. Doch das Amt lehnt mit Verweis auf die Erhaltungsverordnung Dorotheenstadt, Friedrichstadt ab. Diese schließe eine Erweiterung des Bestandes in Form von An- und Aufbauten aus, so die Chefin vom Stadtentwicklungsamt, Tanja Lier. Lidl könne nur innerhalb des Gebäudes erweitern. Laut Lier sei noch Platz im Obergeschoss und im Untergeschoss. Das Bezirksamt hat nach einer Anhörung "die Bearbeitung ausgesetzt, da der Antragsteller noch Umplanungen prüfen wollte", so Lier. Die Firma Lidl wollte sich zu Details nicht äußern. "Wir sind bestrebt, unser gesamtes Filialportfolio qualitativ und quantitativ weiterzuentwickeln. Auch in der Leipziger Straße wollen wir uns bedarfs- und zielgruppengerecht ausrichten. Derzeit prüfen wir entsprechende Möglichkeiten", sagte Isabel Lehmann von der Lidl-Pressestelle.
Laut Hans-Dieter Malsbender würde Lidl auch auf die nördliche Seite der Leipziger Straße ziehen. Die Häuser gehören der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA). In den BIMA-Häusern gibt es seit vielen Jahren kaum noch Angebote zur Nahversorgung. Große Ladenflächen in den Bundesimmobilien stehen leer oder werden nur an Zwischennutzer vermietet. Die BIMA will die Wohnriegel auf der nördlichen Leipziger Straße an Berlin verkaufen. Solange hier nichts endgültig entschieden ist, kann Lidl auch nicht dorthin umziehen. Hans-Dieter Malsbender befürchtet, dass der Discounter seine Filiale wegen der unhaltbaren Zustände möglicherweise komplett aufgibt, wenn es keine Lösung gibt. Auch wenn der Laden brummt und zu den umsatzstärksten in Berlin gehört - vollgestopfte Gänge und lange Schlangen an der Kasse erzeugen kein gutes Einkaufsgefühl, sondern genervte Kunden; und das ist für jeden Ladenbetreiber am Ende imageschädigend.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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