Flussbad nimmt Fahrt auf: Pläne für Spreeschwimmen werden konkreter
Die Vision vom Badefluss inmitten der historischen Innenstadt nimmt immer mehr Gestalt an. Am 1. Juli startet zum vierten Mal der Flussbad-Pokal – ein Testlauf für Berlins abgefahrenste Badewanne.
Wenn das Wetter mitspielt, werden am 1. Juli wieder hunderte Schwimmer am Bodemuseum in den Kupfergraben springen, um vor der Kulisse der Museumsinsel bis zur Schlossbrücke um die Wette zu kraulen. Mit dem Wettbewerb im ungenutzten Spreekanal will der Verein Flussbad Berlin nicht nur Wassersportler begeistern, sondern die ganze Welt auf ein ehrgeiziges Projekt aufmerksam machen: Schwimmen in der Stadt, in sauberem Wasser.
Seit Jahren gibt es Pläne für ein Ökoschwimmbad im Herzen Berlins. Flussbad-Initiator Tim Edler hat mit seinem Bruder die Vision vom Badefluss entwickelt und dafür schon mehrere internationale Preise abgeräumt. Wurden die Schwimmbadideen anfangs von Seiten der Politik eher skeptisch registriert, „spüren wir jetzt unglaublichen Rückenwind“, sagt Flussbad-Sprecherin Barbara Schindler. Das Abgeordnetenhaus hat im November beschlossen, „das Flussbad Berlin zum Fließen zu bringen“, wie der Antrag hieß.
Ende 2018 läuft die Vier-Millionen-Euro-Förderung aus, die der Flussbad-Verein bisher von Bund und Land bekommen hat, um die Pläne für Berlins Badewanne inmitten der Stadt voranzutreiben. Für weitere Projektvorbereitungen und Tests, wie man das dreckige Spreewasser auf Badequalitätsniveau bekommt, sind erstmals 250 000 im Haushalt 2019 eingestellt.
Flussbad-Garten eröffnete am 1. Mai
Im April beginnen neue Tests im Spreekanal vor dem ehemaligen Staatsratgebäude, der heutigen European School for Management and Technology (ESMT Berlin). Im ESMT-Garten eröffnet die Flussbad-Crew am 1. Mai auch wieder den Flussbad-Garten mit allen Informationen zum Projekt und zur Geschichte öffentlicher Flussbadeanstalten. Die Terrassenanlage zeichnet den aus Skizzen rekonstruierten Grundriss des Schwimmerbeckens der „Doppel-Badeanstalt“, die zwischen 1895 und 97 im Mühlengraben errichtet und 1925 geschlossen wurde, im Maßstab 1:1 nach. Von der Informationsplattform am Ufer kann man auch das Laborschiff „Hans-Wilhelm“ beobachten, in der das Spreewasser natürlich gereinigt wird. 29 Parameter in drei Filterbecken werden auf dem früheren Lastenkahn analysiert. Zwischen Gertraudenbrücke und Auswärtigem Amt soll ein ökologischer Pflanzenfilter das hindurchfließende Spreewasser reinigen, so die Idee. Die Biologen testen auch einen Muschelreaktor.
Trotz kräftigen Rückenwindes für das Projekt ist mittlerweile der Plan, eine riesige Freitreppe in das Flussbad am Lustgarten zu bauen, vom Tisch. Denkmalschützer lassen das wegen des Unesco-Weltkulturerbes Museumsinsel nicht zu. Wenn das Flussbad tatsächlich wie geplant spätestens 2025 – 100 Jahre, nachdem die letzte Flussbadeanstalt im Mühlengraben geschlossen wurde – eröffnet, werden die Badehosenträger an zwei schmaleren Zugängen des zukünftigen 850 Meter langen Flussschwimmbades ins Wasser steigen: direkt an der Monbijoubrücke am Bodemuseum und vor der European School for Management and Technology. Noch im Sommer will der Flussbad-Verein dem Senat eine zweite Machbarkeitsstudie präsentieren, wie Barbara Schindler sagt.
Neben der Eröffnung der Dauerausstellung im Flussbad-Garten am 1. Mai starten am 14. April, 11 Uhr, auch wieder die Flussläufe. Bei den Führungen erklären die Experten alle Abschnitte der Strecke und Details zur natürlichen Wasserfilterung. Treffpunkt ist die Inselbrücke. Zum Tag der Städtebauförderung am 5. Mai gibt es gleich drei Flussläufe (11, 14 und 17 Uhr). Neu ist auch ein Lehrprogramm für Schüler zu den Themen Wasser, Nachhaltigkeit und Stadtentwicklung. In einer Ideenwerkstatt wollen Pädagogen am 26. April das Konzept einer „Flussbad Akademie“ ausarbeiten.
Saubere Spree
Um das Wasser zu klären, soll der Bereich rund um die Fischerinsel bis zum Hauptarm der Spree renaturiert werden. Pflanzen und Kiesschichten filtern das Wasser natürlich. Der Altarm wird zum ökologischen Wasserpark, in dem Fußgänger auf Stegen spazieren können. Die nördliche Ufermauer kommt weg, und es werden Böschungen angelegt, so dass der Flusslauf weich ins Gelände übergeht. Das eigentliche Schwimmbecken wäre zwischen Bodemuseum und der früheren Schleuse am Auswärtigen Amt. Abwässer, die derzeit zum Beispiel bei Starkregen aus der Kanalisation in den Kupfergraben fließen, könnten unter einem Steg in einem separaten Kanal parallel zur Ufermauer durch das Schwimmbecken geleitet werden. Nach den Plänen könnten Duschen, Toiletten und Umkleideräume unsichtbar in den ungenutzten Katakomben unterm ehemaligen Kaiserdenkmal am Schloss integriert werden.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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