Ab 29. August autofrei
Friedrichstraße wird Ende des Monats zur Fußgängerzone
Nachdem der Start mehrfach verschoben wurde, soll es nun am 29. August losgehen. Ab diesem Tag wird die Friedrichstraße autofrei. Das gab Regine Günther (Bündnis 90/Grüne ), Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, am Donnerstag bekannt.
Ein halbes Jahr lang wird der Abschnitt zwischen Leipziger und Französischer Straße zur Fußgängerzone. Am 21. August beginnen die Markierungsarbeiten für den vier Meter breiten Radweg in der Mitte der Straße, so dass die Sperrungen schon ab diesem Tag gelten. Umfahrungen werden ausgeschildert.
Flankiert wird die Sperrung durch zahlreiche Maßnahmen, die die Einkaufsmeile aufwerten sollen. Dazu gehören 65 Bäume, die die Straße begrünen, Sitzgelegenheiten sowie Showcases, in denen Gewebetreibende ihre Waren kostenlos präsentieren können. Der Lieferverkehr erhält in den Nebenstraßen Lieferzonen. Zwischen 5 und 11 Uhr sowie zwischen 17 und 21 Uhr können Lkw mit Anhänger die Friedrichstraße an der Kronenstraße queren.
„Die Friedrichstraße soll zu einer Flaniermeile werden – zu einer attraktiven Stadtstraße, in der die Menschen nicht nur durchhasten, sondern sich gern aufhalten, gerne bummeln und gerne shoppen. Innenstädte werden lebenswerter und menschenfreundlicher, wenn wir den vorhandenen Straßenraum neu verteilen", ist Günther überzeugt. Und ihr Pateikollege, Mittes Bürgermeister Stephan von Dassel, zeigt sich zuversichtlich, "dass es uns gemeinsam mit allen Beteiligten gelingt, die Friedrichstraße zu einer Marke zu machen, die weit über Berlin hinaus für anspruchsvolles Gewerbe und Gastronomie steht. Einkaufsstraßen haben Zukunft, wenn der öffentliche Raum nicht durch den motorisierten Individualverkehr dominiert wird.“
Der Verkehrsversuch wird wissenschaftlich begleitet. So wird untersucht, wie sich Verkehrsströme, Luftqualität und Lärmbelastung verändern.Unterstützt wird die Senatsverwaltung dabei vom Potsdamer Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung.
Eine knappe Mehrheit der Gewerbetreibenden steht der autofreien Friedrichstraße zwar grundsätzlich positiv gegenüber, das hatte eine Umfrage der IHK unter 137 Gewebetreibenden ergeben. Allerdings bemängeln sie das nicht ausgereifte Konzept und hatten eine Verschiebung des Verkehrsversuchs gefordert. Und so trifft die Entscheidung von Senat und Bezirk, den Verkehrsversuch jetzt zu beginnen, auf Ablehnung.
Vor allem der Radweg stößt auf Kritik. "Dieser Radweg trennt die Straße mittig, Fußgängern bleibt weiterhin nur der Gehweg vorbehalten. Die wenigen Querungsmöglichkeiten sind aus Sicht der Gewerbetreibenden bei weitem nicht ausreichend, um eine für Fußgänger attraktive Flaniermeile anzubieten", teilt die IHK mit. „Statt gemeinsam ein tragfähiges Konzept zur Stärkung des Handels zu entwickeln, hat die Verkehrssenatorin nun einen Radschnellweg durchgesetzt. Gemütliches Bummeln ist so nicht möglich. Potenzielle Kundinnen und Kunden werden auf dem Gehweg durch die Straße geschleust ohne ausreichend Möglichkeiten zu haben, die Straßenseite zu wechseln. Dem Handel erweist der Senat so einen Bärendienst", ergänzt Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer Handelsverband Berlin-Brandenburg. Mit der Umgestaltung hätte die Freidrichstraße in "altem Glanz" erstrahlen könne, glaubt Jan Eder, Hauptgeschäftsführer IHK Berlin. "Stattdessen gibt es nun einen Schnellschuss ohne vernünftige Planung und ohne Einbeziehung der Akteure vor Ort." Ob das die neue Form der Partizipation sei, fragt sich auch Conrad Rausch, Sprecher des Vereins Die Mitte, der die Entscheidung des Senats nicht förderlich für die Wirtschaft an der Friedrichstraße hält.
Autor:Simone Gogol-Grützner aus Zehlendorf |
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