Die Verzweiflung ist groß
Hoteliers, Gastronomen und Veranstalter kämpfen in der Corona-Krise um ihr blankes Überleben

Gastronomen können wegen der Abstandsregeln nur circa 60 Prozent ihrer Kapazitäten nutzen. | Foto: Christian Hahn
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Restaurants, Hotels, Cafés, Kneipen oder Bars: Das Gastgewerbe wurde von der Pandemie besonders hart getroffen. Jeder zweite Betrieb steht vor dem Aus.

Auch wenn Restaurants und Cafés unter Auflagen wieder Gäste bewirten und Hotels Touristen beherbergen dürfen, herrscht in der Branche Untergangsstimmung. Die Umsätze sind aufs Jahr gerechnet um die Hälfte eingebrochen. Am härtesten hat es Clubs und Diskotheken, Caterer und die Stadt- und Tagungshotellerie getroffen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in Berlin veröffentlicht hat. An der Umfrage haben sich Anfang August 7200 Gastronomen und Hoteliers aus Deutschland beteiligt. Fast 60 Prozent der befragten Betriebe sehen sich in ihrer Existenz gefährdet. Ohne weitere staatliche Hilfen fürchten sie, maximal noch drei Monate durchzuhalten. Um Arbeitsplätze und Betriebe zu retten und eine Pleitewelle zu verhindern, fordert der Dehoga eine Verlängerung der Kurzarbeitergeldregelung, die Entfristung der Mehrwertsteuersenkung unter Einbeziehung der Getränke, eine Verlängerung der Überbrückungshilfen sowie eine gesetzliche Regelung zur coronabedingten Pachtminderung. „Denn die Krise ist noch längst nicht vorbei. Die Angst vor dem Winter ist groß“, sagt Dehoga-Präsident Guido Zöllick.

Dehoga-Präsident Guido Zöllick: „Die Angst vor dem Winter ist groß.“ | Foto: Svea Pietschmann
  • Dehoga-Präsident Guido Zöllick: „Die Angst vor dem Winter ist groß.“
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Auch wenn sich die Einbußen von 87 Prozent im April auf 43 Prozent im Juli verringert haben, kämpfen die Gastronomen ums Überleben. Restaurants können wegen der Abstandsregeln nur durchschnittlich 60 Prozent ihrer Kapazitäten nutzen. „Während die Restaurants und Hotels in den Urlaubsregionen Zuversicht schöpfen, ist die Lage der Betriebe in vielen Städten weiter katastrophal“, so Zöllick. Touristen aus dem Ausland und vor allem Geschäftsreisende fehlten. Messen, Kongresse und Tagungen fänden immer noch nicht statt. Besonders dramatisch stelle sich auch die Lage bei den Diskotheken und Clubs dar, für die es immer noch keine Öffnungsperspektive gebe, so Zöllick. „Die Verzweiflung der Unternehmer wächst von Tag zu Tag. Die Betriebe wissen nicht, wie sie durch die Krise kommen können und befürchten ein massives Disco- und Clubsterben“.

Protestschreiben an Michael Müller

Die Veranstaltungsbranche fordert in einem offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) „schnelle Lösungen zum Überleben“. Um Veranstaltungen wieder machen zu können, wollen die betroffenen Veranstalter Hygienekonzepte mit den Behörden abstimmen. „Unser Publikum ist tolerant, verantwortungsvoll und kann mit klar vorgegebenen Regeln umgehen. Sie müssen uns und den Zuschauern jedoch die Chance geben, das zu beweisen“, heißt es in dem von Dutzenden Firmen unterzeichneten Protestschreiben.

Wenn es keine schnellen, für alle tragbaren Lösungen gibt, „ist die gesamte private Kulturlandschaft unserer Stadt dem Untergang geweiht. Damit stirbt ein großer, wenn nicht sogar der größte Wirtschaftszweig Berlins.“ Sollten wegen Corona weiterhin keine wirtschaftlich sinnvollen Veranstaltungen möglich sein, „fordern wir eine 100-prozentige Entschädigung für alle betroffenen Unternehmen und Selbstständigen der Veranstaltungswirtschaft sowie eine umfangreiche Bezuschussung für einen kompletten Neustart 2021.“

Gastronomen können wegen der Abstandsregeln nur circa 60 Prozent ihrer Kapazitäten nutzen. | Foto: Christian Hahn
Dehoga-Präsident Guido Zöllick: „Die Angst vor dem Winter ist groß.“ | Foto: Svea Pietschmann
Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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