Rettungsring für Händler
Senatorin schlägt verkaufsoffenen Sonntag mindestens einmal im Monat vor
Der Handelsverband applaudiert, die Gewerkschaft winkt ab. Alles wie gehabt. Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) plädierte jüngst für Lockerungen bei den Sonntagsöffnungen, um dem arg durch Corona gebeutelten Handel zu helfen.
Sie könne sich vorstellen, mindestens einen Sonntag im Monat freizugeben, auch weil es in Berlin bis Herbst keine Großveranstaltungen geben wird, zu denen normalerweise verkaufsoffene Sonntage genehmigt werden. „Der angeschlagene Einzelhandel muss gestützt werden, um Arbeitsplätze zu sichern“, sagt Pop. Laut Berliner Ladenöffnungsgesetz sind jährlich acht verkaufsoffene Sonntage möglich. Drei wurden in diesem Jahr zur Grünen Woche, Berlinale und Fête de la Musique schon aufgebraucht.
Stationärer Handel unter Druck
Handelsverbandschef Nils Busch-Petersen begrüßt Pops Vorstoß, reklamiert aber, dass der Senat bisher für die zweite Jahreshälfte noch keinen einzigen Termin genehmigt hat. Der stationäre Handel brauche jetzt angesichts von Corona und Onlinehandel jede Möglichkeit, um Umsatz zu machen. Für ihn gehört das Ladenöffnungsgesetz ohnehin abgeschafft.
Und Verdi? Die Gewerkschaft weist darauf hin, dass sich die Verbraucher in der Corona-Krise bei ihren Einkäufen sowieso auf das Notwendigste beschränkten. Mehr Einkaufsgelegenheiten brauche es daher nicht.
Ich habe es nie verstanden, warum Gaststätten sonntags öffnen dürfen, Geschäfte bis auf wenige Ausnahmen aber nicht, warum Verkäufer vor Sonntagseinsätzen „geschützt“ werden müssen, Kellner aber nicht. Das Thema sorgt auf jeden Fall für Streit in der Koalition. Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) hat sich schon mal gegen weitere Lockerungen ausgesprochen.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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