Vivantes will Pfleger übernehmen
Seniorenheime an der Invalidenstraße und Magazinstraße werden geschlossen
Am 31. Dezember ist endgültig Schluss in den Senioren-Domizilen Am Alexanderplatz in der Magazinstraße 6-7 und in der Invalidenstraße 120-121. Die Unternehmensgruppe Hecht als privater Betreiber trennt sich auch von ihren vier weiteren Berliner Heimen in Lichtenberg, Prenzlauer Berg, Britz und Tempelhof.
Zumindest die Ungewissheit hat ein Ende. Seit Monaten brodelt die Gerüchteküche; die Mitarbeiter in den Senioren-Domizilen sind verunsichert. Jetzt hat Heimbetreiber Berthold Hecht auf einer Mitarbeiterversammlung Mitte Oktober den Betroffenen in den Heimen Magazinstraße und Invalidenstraße mitgeteilt, dass die gesamte Belegschaft – von der Küchenkraft über die Pfleger bis zur Heimleitung – vom kommunalen Krankenhauskonzern Vivantes übernommen wird. Jeder Mitarbeiter soll ein Angebot bekommen, zum 1. Januar zu Vivantes wechseln zu können. Der Konzern betreibt in Berlin unter dem Label Vivantes Hauptstadtpflege auch 13 Seniorenheime. Der Wechsel dürfte sich auch finanziell für das Pflegepersonal lohnen, weil Vivantes im Gegensatz zum bisherigen privaten Heimträger nach Tarifvertrag bezahlt.
Seit Monaten müssen die Senioren aus den beiden Mitte-Heimen ausziehen, weil sie Ende des Jahres geschlossen werden. Noch im Mai hatte Berthold Hecht der Berliner Woche gesagt, dass die Häuser in der zweiten Hälfte 2019 geschlossen werden sollen. Die rund 200 Heimbewohner mussten sich schon jetzt ein neues Zuhause suchen. Anfragen der Berliner Woche beantwortet Berthold Hecht nicht mehr. Der Unternehmer zieht sich anscheinend in Berlin komplett aus dem Pflegegeschäft zurück. Nach Informationen der Berliner Woche bleiben die Senioren-Domizile in Lichtenberg, Prenzlauer Berg, Britz und Tempelhof bestehen. Sie werden komplett von Vivantes übernommen.
In Mitte schließen immer mehr Senioreneinrichtungen. Im Sommer wurde die Seniorenresidenz am Hackeschen Markt geschlossen. Wie berichtet, reißt der Hamburger Investor DC Value derzeit das erst 20 Jahre alte Gebäude ab. Auf dem Areal werden drei Wohn-, Büro- und Geschäftshäuser gebaut. 255 Heimbewohner mussten dafür raus aus der teuren City. Auch das Wohnpflegezentrum des Jüdischen Krankenhauses in der Schulstraße 97 macht 2019 dicht. Der Bezirk will das kommunale Grundstück zurück, um dort Wohnungen oder eine Schule zu bauen. Das Jüdische Krankenhaus hatte 2003 das ehemalige kommunale Altenheim vom Land Berlin übernommen.
Die Gebäude am Alexanderplatz in der Magazinstraße 6-7 und in der Invalidenstraße 120-121 werden zukünftig Büroadressen. Die denkmalgeschützten repräsentativen Immobilien werden bis 2020 zu Bürohäusern umgebaut. In dem Haus an der ruhigen Magazinstraße mit Parkettfußböden und einem herrschaftlichen Saal wurden zu DDR-Zeiten in der „Zentralen Poliklinik der Berliner Bauarbeiter“ die Malocher des staatlichen Aufbauprogramms kuriert. Das Gebäude wurde 1910/11 als Geschäftshaus sowie als Verwaltungs- und Gewerbebau errichtet. Das Gebäude ist wie auch das ehemalige Hotel Baltic in der Invalidenstraße 120-121 als Baudenkmal ausgewiesen.
Das seit 2000 als Senioren-Domizil Invalidenstraße genutzte Haus wurde 1911 von Louis Rinkel gebaut. Der fünfgeschossige Mauerwerkbau im Stil der frühen Moderne hat vier Flügel; die Fassade ist mit schlesischem Sandstein verkleidet. Das Hotel Baltic wurde nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1990 als Gästehaus der Gewerkschaften genutzt. Es stand lange leer und sollte nach Restaurierung wieder Hotel werden. Berthold Hecht machte aus dem Bauwerk ein Seniorenpflegeheim. Jetzt wird das Baltic zum repräsentativen Firmensitz von Start-up-Unternehmen.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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