Tourismusbilanz 2021 durchwachsen
Ukraine-Krieg bremst Hoffnung auf eine schnelle Erholung der Branche
Der 2020 eingebrochene Tourismus hat sich im zweiten Corona-Jahr leicht erholt. Die Hauptstadtvermarkter von visitBerlin befürchten aber, dass der Ukraine-Krieg den leichten Aufschwung wieder dämpft.
Berlin macht sich locker, in Hotels und Gaststätten können wieder Ungeimpfte mit Test essen gehen oder übernachten. Es gilt wieder die 3G-Regel. Auch Clubs dürfen wieder öffnen, allerdings nur unter 2G-Plus-Bedingungen (Geimpfte und Genesene mit zusätzlichem Test). Doch jetzt stört der Krieg in der Ukraine das langsam aufkeimende Tourismusgeschäft.
„Der Krieg wird für den Tourismus Folgen haben, die bisher nicht klar abzuschätzen sind“, sagt visitBerlin-Chef Burkhard Kieker. Auch Mike Buller glaubt, dass das für die Hotelbranche negative Folgen haben wird. „Steigende Preise durch Inflation und diese neuen Unsicherheiten bremsen die Reiselust“, glaubt der Direktor des Arte Luise Kunsthotels in der Luisenstraße 19. „Wir kämpfen uns seit zwei Jahren durch die Corona-Krise und hatten gehofft, dass es jetzt endlich wieder aufwärts geht“, so Buller.
Weit unter dem Vorkrisen-Niveau
Die Tourismusbranche klettert nur langsam aus dem Corona-Loch. Wie aus den Zahlen des Landesamts für Statistik Berlin-Brandenburg hervorgeht, kamen 2021 rund fünf Millionen Besucher nach Berlin. Gegenüber 2020 war das ein Plus von knapp vier Prozent bei den Gästezahlen und knapp 14 Prozent bei den Hotelübernachtungen. Aber im Vergleich zu 2019, also dem Jahr vor der weltweiten Corona-Krise, erreichte der Berlin-Tourismus insgesamt nur 37 Prozent des Vorkrisen-Niveaus. 2019 besuchten noch 14 Millionen Gäste die Hauptstadt.
Wie die Zahlen zeigen, kamen vor allem Deutsche nach Berlin. 71 Prozent der Übernachtungen gingen auf Besucher aus dem Inland zurück, 29 Prozent auf internationale Gäste. Die wichtigsten europäischen Herkunftsländer waren Nachbarstaaten wie die Niederlande, Dänemark und Polen. Die meisten Besucher aus Übersee waren US-Amerikaner.
Der Senat fördert mit dem Programm „Neustart Wirtschaft“ die Tourismusbranche. „Hierzu zählen neben der Tourismus- und Veranstaltungswirtschaft die Gastronomie, der lokale Einzelhandel sowie die Kreativwirtschaft“, sagt Wirtschaftssenator Stephan Schwarz. Wegen des eingebrochenen Messe- und Kongressgeschäftes fehlen noch immer viele Besucher, von denen vor allem die Hotel- und Gastrobranche abhängig sind.
Aufholjagd ab Juni 2021
„Mit unseren intensiven Marketing-Aktionen haben wir den Restart auf den Weg gebracht“, sagt Burkhard Kieker. Im Juni 2021 sei die Aufholjagd gestartet worden. Denn nach dem langen Lockdown waren touristische Hotelübernachtungen in Berlin erst ab dem 11. Juni 2021 wieder möglich. Kieker rechnet auch mit einer „stark wachsenden Nachfrage für den Sommer“, weil das Bedürfnis nach Reisen und Erlebnissen bei den Menschen groß sei. Bisher ist unklar, welche Auswirkungen der Ukraine-Krieg auf den Tourismus hat.
Die touristische Attraktionen waren besonders von Corona betroffen. Dem Marktforschungstool „Visitor Insight“ zufolge, in das unter anderem Daten des Interessenverbands der touristischen Attraktionen Berlins (Intoura) einfließen, kamen die Sightseeing-Anbieter mit einem Besucherniveau im Vergleich zu 2019 von durchschnittlich 37,4 Prozent und die Attraktionen mit 36,2 Prozent noch am besten durch das zweite Corona-Jahr. Ihnen ging es 2021 etwas besser als den Bühnen, die nur 30,2 Prozent des Niveaus von 2019 erreichten, sowie den Museen, die mit nur 28,3 Prozent am meisten unter dem Ausbleiben der Gäste gelitten haben.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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