Wettbewerb „MittendrIn Berlin“ unterstützt Ideen zur Stärkung von Geschäftsstraßen
Berlin. Was wäre Berlin ohne lebendige Einkaufsstraßen und attraktive Geschäfte? Doch der Wandel im Handel hinterlässt Spuren. Damit der lokale Einzelhandel eine Zukunft hat, engagieren sich zahlreiche Geschäftsleute. Unterstützung bietet der Wettbewerb „MittendrIn Berlin“, den die Berliner Woche im Rahmen der Aktion „Das geht uns alle an!“ vorstellt.
Michael Gregori hat eine Vision. Er möchte, dass Straßen mit den Passanten sprechen. Weil ja Straßen nicht wirklich sprechen können, geht das nur mit technischer Unterstützung. Und die hat Michael Gregori in Form eines Würfels dabei. Der Würfel kann NFC (Near Field Communication), was einen Datenaustausch über kurze Strecken von wenigen Zentimetern ermöglicht. Solche Würfel möchte Michael Gregori vom Kiezbeirat Aktivzentrum Dörpfeldstraße an Masten von Straßen- und Verkehrsschildern anbringen. Und wer immer sein Smartphone an einen solchen Würfel hält, bekommt ein Fülle von Informationen angezeigt. Zum Beispiel zu den Namensgebern der Straße. Aber auch Kulturveranstaltungen, Angebote von Händlern und Verkehrsinformationen sollen auf diese Weise übertragen werden. Und weil ein Teil der Informationen über den Lausprecher des Telefons vorgelesen werden kann, nennt Michael Gregori sein Projekt „Sprechende Straßen in der Mobilitätsstadt Adlershof“.
Realisiert werden sollen die „Sprechenden Straßen“ auch mithilfe des Wettbewerbs „MittendrIn Berlin“. Der ruft Händlergemeinschaften, Geschäftsstraßeninitiativen, Hauseigentümer, Dienstleister und lokale Gruppen auf, Ideen und Vorhaben zu entwickeln, damit ihre Geschäftsstraße attraktiver und lebendiger wird. Die Gewinner erhalten eine finanzielle Unterstützung für ihr Vorhaben
Doch um zu gewinnen, braucht man gute Ideen. Oder Visionen. Und solche Visionen entstehen häufig aus einem gewissen Leidensdruck. So wie bei der Krumme Lanke Interessengemeinschaft KLIG, die 2007 einen Sonderpreis bei „MittendrIn Berlin" erhielt. Die ansässigen Geschäftsleute wollten den Platz vor dem U-Bahnhof Krumme Lanke so umgestalten, dass sich Menschen dort gern aufhalten. „Der Vorplatz war einfach nur trist“, erinnert sich KLIG-Organisator Christian Zech. Da der Bezirk für den Umbau kein Geld hatte, beschlossen die Geschäftsleute, selbst aktiv zu werden. Sie veranstalten seither jedes Jahr ein Fest. Mit den Erlösen wird der Umbau finanziert. Christian Zeck spricht inzwischen nur noch von einer Vision. Der Leidensdruck am Anfang scheint vergessen.
Visionen und Handlungsdruck
Auch Christof Deitmar von der Industrie- und Handelskammer spricht lieber von Visionen. Und wenn schon Druck, dann sieht er eher Handlungsdruck als Leidensdruck. „Aber die Visionen überwiegen“, sagt er. Das liegt sicher daran, dass die Akteure nach vorne schauen und dass sie es nicht erwarten können, ihre Ideen und Vorhaben zu verwirklichen.
Und dabei kann und will der Wettbewerb „MittendrIn Berlin“ helfen. Laut Ausschreibung können sich bestehende und neue Standortgruppen in zwei Kategorien bewerben. Die Kategorie „Aktionen weiterdenken“ wendet sich an Akteure, die bestehenden Angeboten, Veranstaltungen oder Initiativen neuen Schwung verleihen oder neue Partner für Kooperationen gewinnen möchten. In der Kategorie „Impulse setzen“ werden Projekte und Konzepte gesucht, die mit neuen Ideen, kreativen Experimenten und Wagnissen an bisher weniger bekannten oder etablierten Standorten einen ersten starken Impuls setzen möchten. Hier dürften zum Beispiel die „Sprechenden Straßen“ von Michael Gregori angesiedelt sein.
Der aktuelle Wettbewerb befindet sich noch in der Orientierungsphase. Es gab bislang eine Auftaktveranstaltung und zwei Foren, auf denen sich interessierte Geschäftsleute informieren konnten. Das dritte und letzte Forum findet am 11. Oktober um 18.30 Uhr im Firmencenter der Berliner Sparkasse in der Fasanenstraße 7 statt. Dort geht es um das Thema „Netzwerken – aber richtig“.
Und dann läuft die Uhr. Denn bis zum 2. Dezember müssen die Bewerbungsunterlagen eingereicht sein. Im Januar tagt die Jury und ermittelt die drei Gewinner. Die erhalten jeweils 35 000 Euro, die in die Realisierung des Projektes fließen. Das Preisgeld stellen der Senat, die IHK und private Unternehmen bereit. Auch die Berliner Woche gehört in diesem Jahr zu den Sponsoren. Helmut Herold
Autor:Helmut Herold aus Neu-Hohenschönhausen |
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