Schausteller sind geschockt
Zentraler Festplatz soll mit Wohnungen bebaut werden

Die neue Regierungskoalition will den Zentralen Festplatz am Kurt-Schumacher-Damm mit Wohnungen bebauen. Berlins Schausteller haben das Nachsehen und protestieren. Sie fordern Ausgleichsflächen.

Der Zentrale Festplatz gegenüber vom Ex-Flughafen Tegel ist mit seinen über 78 000 Quadratmetern Berlins größter Rummelplatz. Mit den Volksfesten könnte nun aber bald Schluss sein. Denn laut Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und Linken soll die Fläche zwischen Wedding und Reinickendorf mit Wohnungen bebaut werden. Vielen der ohnehin von der Corona-Krise gebeutelten Schausteller dürfte das endgültig die Existenzgrundlage entziehen. Der Schaustellerverband reagiert entsprechend geschockt auf das Vorhaben.

„Bei allem Verständnis für notwendigen Wohnungsbau ist das, was der Senat plant, kurzsichtig und verantwortungslos“, ärgert sich Verbandschef Michael Roden. „Über 120 Familienbetriebe im Schaustellergewerbe haben teils seit vielen Generationen ihr Leben dem Rummel gewidmet. Sie schaffen rund tausend ganzjährige Vollzeitarbeitsplätze und mehrere Tausend Arbeitsplätze im Saisongeschäft." Berlin rühme sich mit seiner Vielfalt und damit, dass immer etwas los sei. „Und jetzt jagt diese Koalition die Schausteller mit einem Federstrich aus der Stadt.“ Außerdem erinnert Roden daran, dass der eigens für den Festplatz aufgestellte Bebauungsplan noch keine zehn Jahre alt sei. „Investitionen in Millionenhöhe sind in die Herrichtung des Platzes zu einer vielseitig nutzbaren Veranstaltungsfläche geflossen. Mehr als ein Dutzend Veranstaltungen mit hunderttausenden Besuchern jährlich belegen die Attraktivität des Festplatzes für das Kultur- und Veranstaltungsprogramm Berlins."

Der Schaustellerverband fordert die Koalitionsfraktionen auf, die neuen Pläne für den Zentralen Festplatz fallen zu lassen. Stattdessen sollten die bestehenden Zusagen eingehalten und die Fläche als Zentraler Festplatz weiterentwickelt werden. Er sei die ideale Fläche für Volksfeste und andere Open-Air-Großevents in Berlin. Für den Wohnungsbau eigne sich die Fläche dagegen weniger, „da sie vollkommen losgelöst ist von sozialer Infrastruktur in fußläufiger Nähe“. Sollte an den Plänen festgehalten werden, müssten den Schaustellern zumindest alternative Vergleichsflächen angeboten werden, beispielsweise das Tempelhofer Feld.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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