Ist der Denkmalschutz in Gefahr?
Anwohner schreiben offene Briefe gegen Gasometer-Bebauung

In offenen Briefen an das Bezirksamt und das Landesdenkmalamt vom 4. Oktober 2020 haben sich rund 60 Anwohner gegen die Bebauung des Gasometers auf der Roten Insel und für eine strikte Einhaltung des Denkmalschutzes ausgesprochen.

Hintergrund der Initiative sind die Pläne des Gasometer-Eigentümers und EUREF-Investors Reinhard Müller, der den Innenbereich des Industriedenkmals bebauen will. Der Beschluss des Bezirksamts Tempelhof-Schöneberg vom 8. September (Drucksache Nr. 1876/XX), den Bebauungsplanentwurf 7-29 zu verändern und eine höhere Bebauung zuzulassen, hat die Anwohner alarmiert. Sie wollen, dass bei einer Bebauung der Denkmalschutz eingehalten wird und mindestens drei Gerüstringe und die oberen beiden Felder des Gasometers frei bleiben.

In den offenen Briefen, unter anderem an Bürgermeisterin Angelika Schöttler, verweisen die Anwohner darauf, dass der Gasometer eine weit über den Bezirk hinausgehende stadtbildprägende Wirkung und für die Rote Insel eine besondere identitätsstiftende Bedeutung habe. Beides, so die Anwohnerinitiative, würde durch eine Bebauung des Gasometers über die bisher festgelegte Höhe hinaus "massiv beeinträchtigt".

Die Autor kommen zu dem Ergebnis, dass die Auswirkungen der schon vollzogenen Bebauung des EUREF-Campus auf die unmittelbare Wohnumgebung in vielen Bereichen negativ sei. Neben dem gestiegenen Verkehrsaufkommen, der Verschärfung der angespannten Parkplatzsituation und der Abschottung des Geländes vor der Öffentlichkeit betreffe dies vor allem die Sichtbarkeit des Gasometers mit seiner besonderen architektonischen Ästhetik, die durch die bereits realisierte Neubebauung auf dem EUREF-Gelände im Nahbereich stark eingeschränkt wurde, heißt es in den offenen Briefen. Durch die Pläne für Bebauung des Gasometers befürchten die Anwohner zudem eine noch stärkere Verschattung der umliegenden Wohnungen und des direkt angrenzenden Cheruskerparks, aber auch eine Zunahme des Lichtsmogs in der dunkleren Jahreszeit.

An den Landeskonservator Christoph Rauhut vom Landesdenkmalamt, der eine Änderung des Bebauungsplans ablehnt, appellieren die Anwohner, an seiner bisherigen Position festzuhalten und keinem höheren Gasometerausbau zuzustimmen.

Autor:

Manuela Frey aus Charlottenburg

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