Bauvorhaben an der Bessemerstraße: Verordnete haben Diskussionsbedarf
Ginge es nach dem neuen Eigentümer des 26 000 Quadratmeter großen Grundstücks und seinem Architekten, dem Berliner Büro Stephan Höhne, entstünden an der Bessemerstraße 84 und der Eythstraße 66 rund 480 Wohnungen.
80 Prozent sollen Mietwohnungen werden mit einer Nettokaltmiete von durchschnittlich 8,50 Euro. Üblich sind in diesem Viertel 5,50 Euro. Laut einem Vertreter des Investors, der die Pläne jetzt im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt hat, sollen 40 Prozent 1,5 bis zwei Zimmerwohnungen sein, weitere 40 Prozent Drei- bis Vierzimmerwohnungen und der Rest Fünfzimmerwohnungen. Die Größe beginnt bei 45 Quadratmetern.
"Damit dienen wir dem Mietwohnungsmarkt mehr als mit großen Räumen", so Tobias Willmeroth, der das Projekt für die Artprojekt GmbH aus Charlottenburg entwickelt. "Wir bauen keine Wohnungen, die der Markt nicht braucht." Der vorhergehende Projektentwickler sah größere Wohnungen vor.
Angrenzend an das noch bestehende Gewerbegebiet hat das Architekturbüro Höhne das neue "Wohnquartier Alboinpark" als vier- bis sechsgeschossige Blockrandbebauung nach Norden und Osten entworfen. Diesem Komplex sind im 45-Grad-Winkel drei weitere Wohnbauten angegliedert. Dazwischen liegen baumbestandene Innenhöfe. Über eine Privatstraße erreicht man die Einfahrt zur Tiefgarage mit 180 Stellplätzen. Entstehen sollen zudem eine Kita mit 30 bis 40 Plätzen und Spielflächen. Die müssen sich allerdings an die Vorgaben der Spielplatzplanung des Bezirks halten. Die Kita soll wirtschaftlich und am aktuellen Bedarf orientiert sein. Der Investor verhandelt bereits mit verschiedenen Trägern.
"Insgesamt hat das Vorhaben an Qualität gewonnen", meinte eine Vertreterin des Stadtplanungsamts. Stadtentwicklungsstadträtin Sibyll Klotz (Bündnis 90/Grüne) zeigte sich dennoch überrascht von der Zahl der geplanten Wohnungen und machte deutlich, dass der Projektträger ohne die Einhaltung der Vorgaben der "kooperativen Baulandentwicklung" hier nicht wird bauen können.
Die kooperative Baulandentwicklung ist das neue Berliner Modell für den Abschluss von städtebaulichen Verträgen. Es skizziert in Eckpunkten die notwendigen Instrumente, um etwa sozial ausgewogene und stabile Bevölkerungsstrukturen sicherzustellen.
Genau in diesem Punkt haben Vertreter der rot-grünen Zählgemeinschaft hier Bedenken. Der Bedarf an Wohnraum im Kiez gehe in Richtung größerer Wohnungen, meinte Ralf Kühne (Bündnis 90/Grüne). Sein Fraktionschef Jörn Oltmann fordert einen Anteil für Inhaber von Wohnberechtigungsscheinen.
Der stadtentwicklungspolitische Sprecher der SPD, Christoph Götz, sprach sogar von einer Belastung für das Umfeld. "Die SPD wird das nicht einfach durchwinken." Götz will im neuen Quartier Wohnungen für besondere Projekte und eine Beteiligung des Investors an der Sanierung des benachbarten Alboinplatzes.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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