"Der Riese passt nicht ins Wohnviertel"
Bürgerinitiative gegen Hochhausneubau im Barbarossadreieck
Im Barbarossadreieck soll dort, wo jetzt noch Pit Stop steht, ein Hochhaus gebaut werden – bis zu zwölf Etagen hoch. Anwohner aber wollen dieses „Ungetüm“ nicht und haben darum eine Bürgerinitiative gegründet.
Noch werden auf dem Grundstück Autos repariert. Aber nicht mehr lange. Dann wird Pit Stop abgerissen und das Barbarossadreieck bebaut. Ein privater Bauherr will zwischen Speyerer Straße, Martin-Luther-Straße und Barbarossastraße ein zwölfgeschossiges Geschäfts- und Wohnhaus hochziehen.
Die Nachricht ist nicht neu. So hatte das Bezirksamt den vorhabenenbezogenen B-Plan für den markanten Büroturm mit Zustimmung der Bezirksverordneten bereits vor zwei Jahren aufgestellt. Und auch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen gab grünes Licht. Doch es hagelte auch viel Kritik aus der Nachbarschaft, weshalb das Bezirksamt das Bauprojekt in der Vergangenheit immer wieder bewarb.
Wenige Wohnungen, viel Gewerbe
Der Unmut der Anwohner ist damit aber längst nicht vom Tisch. Einige von ihnen haben jetzt die Bürgerinitiative „Barbarossa-Dreieck“ gegründet. „Wir wollen den Neubau nicht verhindern“, stellen Daniela Scheins und Antonella Schelfi klar. „Aber er ist mit zwölf Geschossen viel zu hoch und passt hier nicht ins Wohnviertel.“ Die beiden sind Nachbarinnen und schauen aus ihren Wohnungen an der Martin-Luther-Straße direkt auf das Grundstück. Neun Mitstreiter hat die BI mittlerweile, und es sollen mehr werden. Ihre Bedenken haben sie dem Bezirksamt mitgeteilt, der B-Plan lag bis Anfang Juli öffentlich aus. Konkret kritisieren die Anwohner Folgendes: Der Büroturm soll nur 22 Wohnungen haben, dafür aber 80 Prozent Gewerbe. „Und das in Zeiten, wo die Nachfrage nach Wohnraum sehr hoch ist, der nach Gewerbeflächen aber sinkt und Leerstand zu erwarten ist“, vermuten die Anwohner. Für die rund 800 neuen Arbeitsplätze seien lediglich 26 Parkplätze vorgesehen. Damit sei das Verkehrschaos vorprogrammiert. Wegen der Schallreflexion an der Glasfront des Hochhauses gehen die Anwohner von erhöhtem Lärm aus.
Büroturm verschattet die anderen Häuser
Vor allem aber beschatte das Hochhaus, das mit 46 Metern doppelt so hoch sein wird wie die Häuser drumherum, mehr als 220 umliegende Wohnungen. „Früher hieß es, unsere Nachbarschaft genießt Milieuschutz. Aber wenn der Koloss kommt, was hindert dann den nächsten Investor daran, noch dreistere Projekte zu inszenieren?“, fragt sich die Bürgerinitiative. „Kommt dann ein 15-stöckiger Bürokomplex auf dem Bayerischen Platz? Oder 20 Stockwerke Eigentumswohnungen auf dem Viktoria-Luise-Platz?“ 700 Meter nördlich des Barbarossadreiecks steht ein Hotel mit 17 Etagen. Der neue Barbarossa-Riese soll planerisch eine Sichtachse nach Süden bilden. „Die Martin-Luther-Straße darf nicht mit Hochhäusern verschlimmbessert werden.“ Darin sind sich Daniela Scheins, Antonella Schelfi, John Webb und die anderen Anwohner einig. Den Baukoloss will die Bürgerinitiative gerichtlich anfechten.
Details zum Bauvorhaben
Nach jetzigem Planungsstand soll der bis 2023 fertig gebaut sein. Baubeginn ist für das nächste Jahr anvisiert. Weitere Details zum Bauvorhaben: angedachter Grünstreifen entlang der Barbarossastraße mit einer Station für Lastenfahrräder, grüne Freiflächen, vertikale Begrünung von Fassaden und Dach, öffentliche E-Ladestation für Fahrräder, Tiefgaragenplätze mit E-Ladestationen, keine großflächigen Discounter im Erdgeschoss, um starken Lieferverkehr zu vermeiden. Dazu soll die Caritas mit Beratungsbüros einziehen. Gebaut wird der Neubau gestaffelt: nach Norden hin von zwei bis auf zwölf Geschosse, zur Speyerer Straße neun Etagen und zur Martin-Luther-Straße hin zehn Geschosse. Das Bezirksamt geht seinerseits von einem eher abnehmenden Verkehr aus. Das soll ein Gutachten von September 2019 belegen. Denn im Umkreis liegen drei U-Bahnstationen und in der Martin-Luther-Straße verkehrt der Bus M46.
Wer von der Bürgerinitiative mehr Infos braucht, kann sich melden: BarbarossaDreieck@gmx.net.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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