60 neue Wohnungen und Gärten
GeWoSüd hat Gartenstadtsiedlung Lindenhof saniert

Der Lindenhof galt als Pioniersiedlung der 20er-Jahre. Heute wohnen dort wieder viele junge Familien.   | Foto: GeWoSüd
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  • Der Lindenhof galt als Pioniersiedlung der 20er-Jahre. Heute wohnen dort wieder viele junge Familien.
  • Foto: GeWoSüd
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Die GeWoSüd hat 55 Millionen Euro in die denkmalgeschützte Gartenstadtsiedlung Lindenhof investiert. 425 Wohnungen wurden bis heute modernisiert, 60 Wohnungen neu gebaut und neue Gärten angelegt – genau 100 Jahre nach dem Einzug der ersten Mieter.

2004 begann das Sanierungsprogramm zunächst für die denkmalgeschützten 50er-Jahre-Bauten in der Siedlung. Im damals „Punkthochhaus“ genannten Laubenganghaus an der Eythstraße ließ die Genossenschaft GeWoSüd die 40 Ein-Zimmer-Appartements zu großzügigen Wohnungen zusammenlegen. Als Besonderheit verfügt jetzt jedes Zimmer über einen eigenen Balkon. Dazu wurden die Bäder erneut, Balkone und Laubengänge saniert und die Fassade des Siebengeschossers energetisch ertüchtigt. In einem zweigeschossigen Anbau sitzt jetzt auch die Geschäftsstelle der Genossenschaft hinter verglasten Fassaden mit Durchblick auf das „Punkthochhaus“.

Weniger Wärmeverbrauch durch Dämmung und neue Fenster

Drei Jahre später machte sich die GeWoSüd daran, Jahr für Jahr einen der 14 Nachkriegszeilenbauten zu sanieren. Da die Fassaden und Dächer bereits Mitte der 90er-Jahre gedämmt worden waren, ging es vor allem um die neue technische Infrastruktur und eine neue Zentralheizung. Seinerzeit ohne Waschbecken ausgestattet, bekamen alle Bäder eine Kompletteinrichtung mit Dusche. Auch die Kasten-Doppelfenster wurden erneuert, die Kellerdecken gedämmt, die Treppenhäuser farblich aufgefrischt, die Wohnungs- und Haustüren erneuert. Ohne Dämmung verbrauchten die Gebäude jährlich 194 Kilowattstunden Wärme pro Quadratmeter. „Heute sind es nur noch 82 Kilowattstunden“, informiert Norbert Reinelt, Architekt und Vorstandschef der GeWoSüd.

Während der Bauphase zogen die Mieter um

Weil die Arbeiten in den Nachkriegsbauten erheblich waren, zogen alle Mieter während der Sanierungsphase in Wohnungen in der Nachbarschaft um. Eine Modernisierungsumlage ist laut GeWoSüd für die Mieter nicht erhoben worden. „Niemand soll durch Modernisierung verdrängt werden", so Reinelt. In jede der 251 Wohnungen investierte die Genossenschaft im Schnitt 49 800 Euro, summa summarum also 12,5 Millionen Euro.

Vier-Familien-Häuser saniert

Saniert wurden auch die 125 Wohnungen in den historischen Vier-Familien-Häusern. Die alten Biberschwanz-Dächer ließ die Genossenschaft abtragen und in historischer Kubatur ersetzten. Direkt darunter liegen heute 50 neue Dachgeschosswohnungen mit Maisonette-Charakter. Dazu bekamen alle Mieter einbruchsichere Eingangstüren und Haustüren, die nach historischen Fotografien nachgebaut wurden. Mit ihren gedämmten Dächern, dichten Türen, sanierten Fenstern und gedämmten Kellerdecken haben die Vier-Familien-Häuser heute – unterstützt von zwei Blockheizkraftwerken – den geringsten Energieverbrauch aller Gebäude der GeWoSüd, obwohl sie die ältesten Häuser im Bestand der Genossenschaft sind. Modernisierungsumlagen wurden im Nachgang auch hier nicht erhoben. Gekostet hat die Sanierung der Vier-Familien-Häuser nebst Außenanlagen rund 30 Millionen Euro.

Mehr Familien sollen einziehen

Bleiben noch die 69 Einfamilien- und 23 Drei-Familien-Häuser im Lindenhof. Diese Reihenhäuser sollen in einem gesonderten Programm modernisiert und an Familien mit Kindern vergeben werden. „Somit ziehen auch viele junge Familien wieder in die Gartenstadt“, hofft Norbert Reinelt.

Bisher hat die Genossenschaft rund neun Millionen Euro in die Häuser gesteckt. Zum Lindenhof gehörten einst auch fünf Torhäuser. Drei zerstörte der Zweite Weltkrieg, die anderen zwei gingen mit der städtebauliche Neuordnung in den 50er-Jahren „verloren“. 2019 schloss die GeWoSüd aber zumindest eine Baulücke an der Reglinstraße 27. Dort entstand für rund 3,4 Millionen Euro ein neues Torhaus mit zehn Wohnungen.

Lindenhof ist größte Wohnanlage
der GeWoSüd

Der Lindenhof im südlichen Schöneberg ist die größte Wohnanlage der GeWoSüd. Etwa 1500 Genossenschaftsmitglieder wohnen dort mit ihren Familien in 163 Mehrfamilien- und 69 Einfamilienhäusern mit insgesamt 1262 Wohnungen. Baubeginn für die Gartenstadtsiedlung war 1918. Martin Wagner hatte sie als Stadtbaurat der damals noch selbstständigen Stadt Schöneberg entworfen. Architekt Bruno Taut und Gartenarchitekt Leberecht Migge wirkten mit am Konzept. 1921 waren die 470 Wohnungen mit eigenem Garten für die Selbstversorgung fertig. Damals galt der Lindenhof als Pioniersiedlung der 20er-Jahre. Im Zweiten Weltkrieg wurden mehr als 60 Prozent der Siedlung zerstört. Der Wiederaufbau begann Mitte der 50er-Jahre. Erste Pläne zur Wiederbelebung des ursprünglichen Gartenstadt-Konzepts gab es dann 1994. Es folgten jahrelange Diskussionen mit der Denkmalpflege, ein Symposium im Rathaus Schöneberg, wo Martin Wagner die Gartenstadt 90 Jahre zuvor geplant hatte, Fachvorträge und Baustellenführungen für die Anwohner. Schließlich erarbeiteten GeWoSüd und Bezirksamt einen Denkmalpflegeplan und einen landschaftsgärtnerischen Entwicklungsplan mit detaillierten Vorgaben für die Revitalisierung der alten Gartenstadt. Heute gibt es im Baudenkmal Lindenhof aber nicht nur zahlreiche neue Wohnungen, sondern immerhin auch wieder 171 Gärten. Nach Kriegsende waren von den einst 470 Gärten nur noch 103 übrig.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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