Initiative "50Plus Kompakt" plant Siedlung für und mit geflüchteten Menschen
Schöneberg. Ein kleines Büro in der Gotenstraße 76: Hier sitzt Horst Renziehausen mit einer großen Idee.
Er plant ein Bauvorhaben mit und für geflüchtete Menschen. Seinen Ursprung hat das Projekt in Aleppo. Dort wollte der gelernte Maurermeister einen Gewerbe- und Handelspark mit Wohnungen errichten. Das Projekt war gleichzeitig als Berufsbildungsmaßnahme gedacht. Doch dann brach der Bürgerkrieg in Syrien aus.
„Warum sollen wir nicht den Grundgedanken hier in Berlin vollenden?“, sagt Horst Renziehausen zu der geplanten Siedlung für rund 1000 Bewohner an. Nach 35 Jahren als selbständiger Unternehmer will er die Hände noch lange nicht in den Schoß legen.
Horst Renziehausen zählt die Vorteile des Projekts auf: Weil Module verwendet, Treppenhäuser außen angebaut werden und der Zugang zu den Wohnungen über Laubengänge erfolgt, liegen die Kosten um mindestens 20 Prozent niedriger als in Deutschland üblich. Die Bauzeit ist kurz.
Innovativ wäre Carbonbeton. „Wir stehen in Kontakt mit der Technischen Universität Dresden“, so Renziehausen. Für ihre Entwicklung des neuen Werkstoffs, der leichter, haltbarer, umweltschonender und flexibler als der übliche Stahlbeton ist, haben die Sachsen im Herbst 2016 den „Deutschen Zukunftspreis“ gewonnen.
Mitstreiter gesucht
Das Bauvorhaben fördere die Integration von Flüchtlingen in mehrfacher Weise, ist Horst Renziehausen überzeugt: architektonisch durch den Pavillon mit „Integrationscafé“. Zudem seien im Komplex Gewerbe- und Freizeiträume, ein Kindergarten und eine Schule vorgesehen. Die Dachflächen sollen für die Selbstversorgung zur Hälfte für den Gartenbau genutzt werden. Die Flüchtlinge arbeiten beim Bau des Gebäudes mit. Sie erwerben dabei Fähigkeiten, die sie nach der Rückkehr in ihr Herkunftsland nutzen können.
Etwa 65 Mitstreiter hat Horst Renziehausen für seine Initiative „50Plus Kompakt“ gewinnen können, „lauter hochkarätige Leute“, Baufachleute, Ingenieure, Krankenschwestern, Sozialarbeiter, Architekten, Professoren und sogar einen Kriminalkommissar. Die Initiative hat bereits mehr als 3000 freiwillige Arbeitsstunden investiert.
Die Idee stößt bei der Berliner Immobilienmanagement GmbH und beim Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten auf Interesse. Während diese die Finanzierung und die Zurverfügungstellung eines geeigneten Grundstücks prüfen, sucht 50plus Kompakt weitere Mitstreiter: Kranführer, Statiker, Poliere, Wachleute, Schreiner oder Klempner. Später soll auch ein Verein gegründet werden. Über das Auflegen eines Fonds, an dem die Vereinsmitglieder Anteile erwerben, will die Initiative die Investitionssumme rasch an das Land Berlin zurückzahlen. KEN
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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