KaDeWe mit neuer Identität
Schöneberg. Das KaDeWe, das größte Kaufhaus auf dem europäischen Kontinent, soll grundlegend umgebaut werden – bei laufendem Betrieb.
Die rund zehn Millionen Besucher im Jahr will Vittorio Radice nicht vergraulen. Radice ist der neue KaDeWe-Chef und Verwaltungsratsvorsitzender der Kaufhauskette „La Rinascente“ im Besitz der thailändischen „Central-Group“. La Rinascente übernahm im Juni 2015 mit 50,1 Prozent die Mehrheit am Einkaufspalast an der Tauentzienstraße. 49 Prozent hält die österreichische Signa-Group.
Die Eigner wollen rund 180 Millionen Euro in den Umbau investieren. Und manche nennen die geplante Umstrukturierung gar schon „epochal“.
Vittorio Radice hat den niederländischen Stararchitekten Rem Koolhaas und seine Firma OMA mit dem KaDeW-Umbau betraut. Koolhaas’ Planungen sehen nicht nur eine Sanierung des 1907 errichteten Kaufhauses vor. Es soll eine neue Identität erhalten. In Zukunft beherbert es vier Kaufhäuser unter einem Dach. Das Gebäude wird in vier Quadranten aufgeteilt. Jeder Quadrant erhält einen eigenen Eingang mit eigener Adresse. Zentrum eines jeden Viertels ist ein Atrium. Hier standen die Pariser Galéries Lafayette Pate. Unterschiedlich gestaltete Rolltreppenhäuser, schräg oder streng angeordnet, führen durch die Etagen. Unterschiedliche Materialien, vor allem viel Glas, finden Anwendung.
Höhepunkt im übertragenen wie im eigentlichen Sinne könnte die Dachterrasse werden. Neben dem vorgesehenen Freiluftgarten soll eine Glas-Stahl-Konstruktion ein Viertel der Dachfläche überwölben.
Bauen ist die eine Sache. Manager Radice will das KaDeWe aber auch anders umkrempeln, um den Wettbewerb mit den Shopping-Malls zu bestehen: längere Öffnungszeiten, eine Sonntagsöffnung der Gourmet-Etage, mehr Service und damit mehr Angestellte im Mode- und Lebensmittelbereich.
Der Beginn der Bauarbeiten ist in den nächsten Wochen geplant. Der Umbau dauert wahrscheinlich mehrere Jahre und soll in kleinen Schritten und weitestgehend unbemerkt vom Kaufpublikum erfolgen.
Sybill Klotz findet den Umbau eine "klasse Geschichte", die die City West stärken wird. Tempelhof-Schönebergs Stadtentwicklungsstadträtin gibt aber auch zu bedenken, dass es ein komplett neues KaDeWe sein wird, nicht mehr das traditionelle Kaufhaus mit einem "Strahl von Geschichte". Was geplant ist, sei komplett genehmigungsfähig, weil die Verkaufsfläche nicht vergrößert werde, sagt Klotz. Bisher habe man aber nur die Arbeiten im Erdgeschoss genehmigt. KEN
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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