Bürgerinitiative erhält Unterstützung
"Kein Koloss im Barbarossadreieck!"
Sie wollen keinen „alles überschattenden Monsterbau“: Die Mitglieder der Bürgerinitiative (BI) Barbarossadreieck machen in einem Schreiben an die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) gegen den geplanten Zwölfgeschosser auf dem Grundstück zwischen Martin-Luther-Straße, Hohenstaufenstraße und Barbarossastraße mobil.
Der Protest ist nicht neu. Bereits im Juli 2020, kurz nachdem bekannt wurde, dass der Immobilienentwickler Rockstone Real Estate und der Wohnbestandshalter GbR Kotek Semel an der Martin-Luther-Straße 48-50 ein Hochhaus errichten wollen, hatte sich die Initiative gegründet. Der Hauptkritikpunkt: Der geplante Neubau ist mit fast 50 Metern zu hoch. Inzwischen laufen die Auswertungen der Stellungnahmen zum öffentlich ausgelegten Bebauungsplanentwurf, sie sollen Ende März abgeschlossen sein. Das war der Anlass für die BI, nochmals verstärkt aktiv zu werden.
Das Konzept der Investoren: Ein unterschiedlich gestaffeltes, bis zu zwölf Stockwerke hohes Gebäude mit rund 6000 Quadratmetern Büro-, 2000 Quadratmetern für Gewerbe und 1600 Quadratmetern für 22 Wohnungen soll auf dem dreieckigen Grundstück entstehen.
Büroflächen würden nicht gebraucht
In einem alternativen Entwurf schlägt die BI stattdessen ein Haus mit sieben Stockwerken und 150 Wohnungen „in kiezgerechter Höhe“ sowie 1000 Quadratmetern Gewerbefläche im Erdgeschoss vor, denn die Rahmenbedingungen für einen Neubau im Barbarossadreieck hätten sich geändert. „Weitere Büroflächen werden im Bayerischen Viertel nicht gebraucht“, sagt Antonell Schelfi von der Initiative. Zudem hätten Fachgutachten zu Umweltbelangen ergeben, wie schlecht die Auswirkungen eines Hochhauses für das Stadtquartier seien – unter anderem im Hinblick auf Luftverschmutzung oder Verschattung.
Zunahme des Parkverkehrs programmiert
Auch die Verkehrssituation sei ein Problem, erläutert Schelfis Mitstreiter Hartmut Riemke. In der geplanten Tiefgarage unter dem Büroturm soll es 26 Stellplätze für die künftigen Mieter geben. „In der Nähe gibt es keine U-Bahn, nur eine einzige Buslinie, also werden die Büromitarbeiter mit dem Auto kommen, und die Zunahme des Park- und Suchverkehrs ist programmiert“, so Riemke.
Hinzu komme, dass die Anwohner eine schleichende Umformung ihrer Nachbarschaft befürchten – werde dann als Nächstes ein Hochhaus am Bayerischen Platz oder ein Büroturm an der Hohenstaufenstraße geplant?
"Diese Beteiligung ist eine Farce"
Die BI appelliert jetzt an die BVV, den vorliegenden Entwurf neu zu beurteilen und Alternativvorschläge zu berücksichtigen. Das sei bisher nicht geschehen, bemängelt Riemke. „Bereits vor vier Jahren gab es in der vorgezogenen Bürgerbeteiligung die erste Auslegung des Bebauungssplanentwurfs, in 2020 die zweite, zwischendrin hat sich nichts geändert, es gab keinerlei Anpassung oder Änderungen, diese Beteiligung ist eine Farce.“
Um ihre Kritik auch optisch zu unterstreichen, hat die BI an der Hausfassade der Speyerer Straße 1 ein Banner aufgehängt. Schwarz auf Gelb ist darauf zu lesen: „Kein Hochhaus hier! Grüner Stadtrat plant für Spekulanten? & die SPD macht mit?"
Unterstützung von den Linken und der CDU
Die Links-Fraktion in der BVV hat der Initiative jetzt zugesichert, dass sie die Forderung teilt, den Bebauungsplan zu überdenken. „Wir haben dieses Vorhaben in seiner jetzigen Form nie unterstützt“, sagt Christiane Scherzinger, stadtpolitische Sprecherin der Fraktion. Im Dezember 2020 hatten die Linken in der BVV eine Anfrage zum Thema gestellt, unter anderem zur „baulichen Ausnutzung des Grundstücks“. In der Antwort von Baustadtrat Jörn Oltmann (Bündnis 90/Grüne) hieß es, im Vorfeld der Planung seien verschiedene städtebauliche Überlegungen angestellt und Varianten geprüft worden. Das Ergebnis: „Alle Varianten, die niedriger waren als die geplante bis zu zwölfgeschossige Bauweise würden zu städtebaulich unbefriedigenden Lösungen führen und der herausgehobenen Situation nicht gerecht werden."
Dies sieht die Links-Fraktion anders und führt ebenfalls den „mittelfristig nicht mehr wachsenden Bedarf an Büroflächen" an. Vielmehr seien Büroflächen in Wohnraum umzuwandeln.
Auch die CDU-Fraktion in der BVV sieht das Projekt kritisch. Zwar wird kein deutlich höheres Verkehrsaufkommen erwartet, aber die Baumasse sei zu groß, sagt Ralf Olschewski, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Fraktion. „Das Gebäude passt unserer Ansicht nach nicht in das Viertel, das aus Gründer- und Nachkriegsbauten besteht.“
Mehr Infos zur Bürgerinitiative erfahren Interessierte per E-Mail an BarbarossaDreieck@gmx.net.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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