In die Röhre geschaut
Neuer Fernwärmetunnel unter Stadtautobahn und S-Bahntrasse fertiggestellt

Abschnitt des gigantischen Vorlaufrohres. | Foto: KEN
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Gegenüber der Menzelstraße 35 geht es über 42 Sprossen steil hinunter. In zehn Metern Tiefe ist es sehr warm. Ein Gerät gibt in regelmäßigen Abständen einen Piepton von sich. Es ist ausreichend Atemluft vorhanden. Hier unten liegt der neue Fernwärmetunnel der Vattenfall Wärme Berlin AG.

Er verbindet die beiden lokalen Fernwärmenetze zwischen den Heizkraftwerken Lichterfelde und Wilmersdorf. Neun solcher lokaler Fernwärmenetze gibt es in Berlin. 2000 Kilometer sind die Leitungen lang. „Berlin wächst unaufhaltsam und damit auch der Bedarf an Fernwärme“, sagt Julia Klausch, Sprecherin der Vattenfall Wärme AG. Jedes Jahr werde das Fernwärmenetz um rund 20 Kilometer erweitert.

Das jüngste Großprojekt ist der neue Verbindungstunnel, der unter der Stadtautobahn A 103 und der S-Bahntrasse der Linie 1 Wannsee-Oranienburg verläuft. Er ist 114 Meter lang und wurde in einer Bauzeit von 14 Monaten errichtet. Vattenfall hat 3,2 Millionen Euro investiert.

Gebaut wurde auf engstem Raum. Das Areal für den Schachteinstieg ist klein, die Zufahrtswege sind eng. Der Bau sei Millimeterarbeit gewesen, sagt Julia Klausch. Das Bauteam bestand aus höchstens 15 Arbeitern. Zunächst wurde mit Spezialtechnik unterirdisch ein Hohlraum gebaggert, in den anschließend das Stahlbetonrohr gepresst wurde. Fachleute nennen diese Bauweise Rohrvortriebsverfahren. Es war hier anwendbar, weil kein Grundwasser, sondern ausschließlich reiner Sand vorhanden ist.

Während der gesamten Bauzeit musste darauf geachtet werden, dass die S-Bahngleise nicht absinken. Die Züge fuhren langsamer über die Baustelle unter der Erde. Die Autofahrer bemerkten hingegen nichts von den Vorgängen in der Tiefe. Im Fernwärmetunnel verlaufen nun das Rück- und Vorlaufrohr sowie die Sommerleitung. Im mächtigen Vorlaufrohr wird 80 bis 110 Grad heißes Wasser transportiert, im kleineren Rücklaufrohr ist das Wasser nur 55 Grad warm.

Durch die Verbindung der Netze Lichterfelde und Wilmersdorf werde die Versorgungssicherheit erhöht, erklärt Uwe Scharnweber. Der 50-Jährige ist Leiter der Vattenfall-Fernwärmesysteme. Fällt ein Netz aus, merkt der Kunde nichts. Es kommt trotzdem heißes Wasser aus der Leitung. Über den neuen Tunnel erhält er sofort Fernwärme aus dem anderen Netz. Und noch eine Verbesserung gibt es: Dank der neuen Netzverbindung kann Vattenfall weitere 1200 Wohnungen mit Fernwärme versorgen. Derzeit sind am Fernwärmenetz Süd rund 125 000 Wohnungen angeschlossen.

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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