Die meisten Stimmen für Vielfalt
Preis für vorbildliche Architektur geht an Projekt der Schwulenberatung
Genau 114 Berliner Projekte hatten sich für den diesjährigen Preis des Bunds Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) beworben. Eine Jury kürte im November die drei besten, die in Neukölln und im Wedding liegen. Der Publikumspreis jedoch ging nach Schöneberg, nämlich an den Lebensort Vielfalt.
Die Bandbreite der eingereichten Beiträge war groß. Sie reichte von Schulen bis zu Bürohäusern, von Gewerbehöfen bis zu Villen, vom Feuerwehrbau bis zum U-Bahnhof. Auch Stadtbekanntes wie das Pressehaus am Alex oder das Eierhäuschen im Treptower Park wurde von der Jury begutachtet und bewertet.
Doch kein Projekt gefiel den „normalen“ Architekturbegeisterten so gut wie der Lebensort Vielfalt an der Ecke Goten- und Ella-Barowsky-Straße. Genau 10.777 Menschen stimmten ab, 1720 votierten für das Haus, das damit deutlich vorne lag. Gebaut wurde es von der Berliner Schwulenberatung, entworfen vom Büro roedig.schop architekten. Im vergangenen Jahr konnte die Eröffnung gefeiert werden.
Im Erdgeschoss des L-förmigen Gebäudes befinden sich die Hauptstelle der Berliner Schwulenberatung, eine Kita, ein Bistro, ein Kiezraum und eine Beschäftigungstagesstätte. Darüber liegen Büros und Besprechungsräume und darüber 69 Wohnungen mit ein bis vier Zimmern. Dort leben jüngere und ältere queere Menschen – Alleinstehende, Paare und Familien. Ein Großteil der Wohnungen ist preisgebunden. Außerdem gibt es zwei therapeutischen Wohngemeinschaften, darunter eine für fünf lesbische Frauen und eine für acht Pflegebedürftige. Alle, die dort zu Hause sind, können auch Gemeinschaftsflächen nutzen. Es gibt einen Community-Raum, eine Waschküche im Untergeschoss, vier Dachterrassen und einen Nachbarschaftshof.
Auch einen Kunst-am-Bau-Wettbewerb für die vier Wohnflure hat es gegeben. Thema war die Vielfalt an Lebensentwürfen, aber auch Problemlagen von queeren Menschen. Künstlerinnen und Künstler gingen ans Werk und sorgten dafür, dass nun jeder Flur seinen ganz eigenen Charakter hat.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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