104-Jährige besucht ihre ehemalige Schule und erzählt Zehnjährigen von damals

Sie trennen fast 100 Jahre: Die 104-jährige Jutta Maltusch und die zehnjährigen Mädchen Tyra (links) und Emilia. | Foto: K. Rabe
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Steglitz. Gebannt lauschen die Viertklässler der Sachsenwald-Grundschule den Erzählungen von Jutta Maltusch. Die alte Dame erzählt den Kindern, wie es war, als sie hier zur Schule ging. Das ist immerhin schon mehr als 90 Jahre her, denn Jutta Maltusch ist heute 104 Jahre alt. Damals war die Sachsenwald-Grundschule ein Lyzeum.

„Ich grüße euch alle miteinander“, ruft Jutta Maltusch fröhlich in die Runde. Die Mädchen und Jungen der Klasse 4c der Sachsenwald-Grundschule sind aufgeregt und neugierig auf ihren besonderen Gast. Die 104-Jährige besucht ihre ehemalige Bildungsstätte, um den Kindern von der damaligen Zeit zu berichten. Die Kinder haben jede Menge Fragen an die geistig sehr agile Seniorin, die in Begleitung ihres Sohnes und ihres Neffen sowie eines Betreuers ihres Lichterfelder Seniorenheimes gekommen ist. Die erste Frage nimmt Jutta Maltusch den Kinder vorweg: „Ihr wollt sicher wissen, wie ich so alt geworden bin? Vielleicht ist es das Motto, nach dem ich immer gelebt habe: Hör nicht, was die Leute sagen. Wage es, du selbst zu sein. Das bedeutet, was einem selber wichtig ist, muss man durchsetzen“, erklärt sie.

Schwierigkeiten mit der Disziplin

Dann plaudert die muntere Dame über die Zeit, als sie mit ihren Eltern aus Oberschlesien nach Berlin kam und mit zehn Jahren am Bismarck-Lyzeum, der heutigen Sachsenwald-Grundschule, eingeschult wurde. „Ich hatte so meine Integrationsschwierigkeiten und wusste mich nicht zu benehmen“, scherzt sie. Denn, so erklärt sie den aufmerksamen Kindern, früher mussten die Schüler aufstehen, wenn der Lehrer in die Klasse kam oder an sie herantrat. Das kannte sie nicht, also blieb sie anfangs sitzen. Aber sie erinnert sich gern an ihre Schulzeit und an ihre Lehrer. Besonders das Fräulein Thieme sei ihr gut in Erinnerung geblieben. „Wir Mädchen haben sie vergöttert.“ Es sei eine sehr fortschrittliche Lehrerin gewesen, die viel mit ihren Schülern unternommen hatte.

Eine Schule nur für Mädchen

Die Kinder erfahren von ihrem Gast auch, dass damals zwar vieles anders war in der Schule, einige Dinge sich aber auch gleichen. So sorgte die Tatsache, dass am Lyzeum nur Mädchen unterrichtet wurden und mehr als 30 Schülerinnen in einer Klasse saßen, genauso für Erstaunen wie die Erkenntnis, dass auch früher schon gewisse Regeln an der Schule herrschten und der Schulalltag sich durchaus ähnelte. Es wurde Blödsinn gemacht, es gab Hofpausen, man musste sich melden, es wurden Tests geschrieben.

Fotos und ein Jahrbuch

Neben den spannenden Geschichten über ihre Schulzeit hat Jutta Maltusch jede Menge Fotos und andere Dokumente mitgebracht. Unter anderem alte Klassenfotos und ein Jahrbuch der Schule zum 25. Jubiläum. „Das war wirklich toll, dass Frau Maltusch so viel erzählt hat“, sagen Emilia und Tyra begeistert und sprechen für alle ihrer Mitschüler. Am Ende hat die Klasse auch ein kleines Andenken an Jutta Maltusch: Ein altes Foto von der Schule, auf dessen Rückseite sich alle Schüler mit ihrem Namen verewigt haben.

„Mit ihrem Besuch, den alten Geschichten und Dokumenten hat Frau Maltusch die Schüler sehr begeistert und sicher ihr Interesse an der Vergangenheit ihrer Schule geweckt“, resümiert Frank Mückisch, der als Sozialstadtrat den Besuch der alten Dame initiiert hatte. KaR

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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