Gefragte Köche mit „ungerader“ Biografie
Schöneberg. Sven Henschel und Tim Sandte, die Leiter der Palladin-Kochschule, haben ein gutes Händchen für die ihnen anvertrauten Jugendlichen. Beim Genuss ihrer exquisit zubereiteten Speisen wünscht man sich eine rasche Anstellung der Nachwuchskräfte in der Gastronomie.
Diese Ausbildungsstätte ist etwas Besonderes. Patrick, Francisco, Sabrina, Vanessa, Cem, Jenny, Dennis, Mohamed oder Lucas haben nicht die vielen Einser im Zeugnis, die sie für „normale“ Gastronomiebetriebe interessant machen. Hier dürfen sie sich beweisen und lernen Ausbildungsinhalte, die ihnen in Großküchen nicht vermittelt werden. Die Jugendlichen lassen hier ihre Schwierigkeiten hinter sich, die ihnen zunächst im Wege standen. Das geht freilich nur in der geschützten Atmosphäre der Palladin-Kochschule.
So ist es auch möglich, im Ausbildungsgang den Beruf zu wechseln. Eine Azubi wollte zum Beispiel zunächst Köchin werden, lernt jetzt aber das Konditorenhandwerk. Die Ausbildung musste nicht abgebrochen werden. Sie ging weiter, mit sehr viel Spaß und dem richtigen Ausbildungsziel. Das schmeckt man beim Petit Four.
Träger der Schule ist der 1985 als „Umweltberatungsstelle Berlin“ gegründete Verein UBS. Schon in den 90er-Jahren erweiterte er sein Portfolio um Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Heute liegt der Schwerpunkt bei Bildung, Ausbildung und berufliche Qualifizierung. Seit 2002 bildet UBS selbst im Gastgewerbe aus. Die Palladin-Kochschule geht auf eine Initiative des Quartiersmanagements Schöneberger Norden zurück. Finanziell unterstützt wird sie vom Bezirk. Im Dezember hatte UBS 43 Jugendliche in Ausbildung. Köche und Konditoren (im Palladin-Café nebenan) erlernen in drei Jahren ihren Beruf, Fachkräfte im Gastgewerbe in zwei Jahren. Jugendliche aus dem Inklusionsbereich werden in dreieinhalb Jahren ausgebildet.
Für den Lehrlingsjahrgang 2014 hatte Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) die Patenschaft übernommen. Für die zwölf Auszubildenden sei sie als Patin noch nicht benötigt worden, sagt Schöttler. „Das heißt, alles läuft reibungslos.“
Es gelinge fast immer, die jungen Leute anschließend auf dem ersten Arbeitsmarkt unterzubringen. Sie würden „mit Handkuss“ genommen, so Angelika Schöttler, die von einem Schüler berichtet, der sofort eine Anstellung im Mövenpick-Hotel fand.
Die Palladin-Kochschule ist ein echter Betrieb, in dem die Auszubildenden ihren Beruf unter realistischen Bedingungen erlernen. Es wird für Kindergarten- und Grundschulkinder sowie für Gäste des Pestalozzi-Fröbel-Hauses gekocht. Es werden Torten und andere Backwaren hergestellt. Das Catering wird von vielen in Anspruch genommen. Und es gibt einen Mittagstisch für jedermann. KEN
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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