In Schöneberg wurde ein einzigartiges Mitmach-Labor eröffnet
Es ist der Tag der offenen Tür im frisch eröffneten "Erdforscher-Labor". Der Andrang ist groß. "Mit diesem kleinen, harmlosen Experiment kann man Kindern sehr gut erklären, was in einem Vulkan vor sich geht", erläutert Anika Tüngerthal.
Die 35-Jährige ist gemeinsam mit ihrer ehemaligen Studienkollegin Weiske-Goutrière und Alexandra Wachholz, der Dritten im Bunde, das Wagnis eingegangen und hat am geschäftigen Winterfeldtplatz nach dreijähriger Vorbereitungszeit Deutschlands erstes Geologie-Mitmach-Labor für Kinder und Jugendliche eröffnet. Als Start-up-Unternehmen der Freien Universität (FU).
Dort hat Anika Tüngerthal auf dem zweiten Bildungweg Geologie studiert. "Weil mein Sohn heiß auf Dinosaurier war", erzählt die gelernte Krankenschwester.
Vorn rechts in dem Ladenlokal in der Winterfeldtstraße 45 stehen zwei Sandkästen. Darin vergraben sind Nachbildungen von Fossilien, die die Kinder mit dem Werkzeug der Experten, Schaufel, Hammer und Pinsel, ausbuddeln und "präparieren" können. Daneben erfahren sie eine ganze Menge über die Gesteinsschichten der Erde.
Im hinteren Bereich des Ladens befindet sich das Mikroskopierzimmer, in dem man einen Blick in Gesteine werfen kann. Nebenan liegt das Nass-Labor, das sich noch im Aufbau befindet. Hier plant die Schönebergerin chemische Experimente. Die Gesteinsbrocken hierfür besorgt sich das Team selbst in Steinbrüchen. Die Reise führt in die Muschelkalksteinbrüche bei Kassel und sogar bis in die Gegend von Neapel.
Das Mitmach-Labor will vor allem Kinder und Jugendliche ab dem Vorschulalter ansprechen - als niederschwelliges Angebot für alle, die sich für das große Spektrum der faszinierenden Naturwissenschaft Geologie interessieren. Vormittags ist das Labor ein klassisches Schülerlabor. Dazu gibt es bereits Kooperationen mit Grundschulen. Nachmittags stehen Kurse für kleine Gruppen und thematische Kindergeburtstage auf dem Programm. Interessenten finden sich sogar unter Erwachsenen, hat Anika Tüngerthal mit Erstaunen festgestellt. Für diese Altersgruppe plant die Geologin naturwissenschaftliche Vorlesungen.
Für alle diese Angebote sucht Anika Tüngerthal noch drei bis vier Geologen, Geologie-Studierende im Masterstudiengang oder Praktikanten der geologischen Wissenschaft als Honorarkräfte.
Anika Tüngerthal hat ihre "Erdforscher" ganz bewusst auf privatwirtschaftliche Grundlage gestellt und als Unternehmergesellschaft gegründet. Ihr Konzept will sie unabhängig von der Berliner Bildungspolitik umsetzen. Daher werden Kursgebühren erhoben. Einen Teil des Gewinns will das Labor Kindern und Jugendlichen in sozialen Brennpunkten der Stadt für Mathematik-, Informatik-, Naturwissenschafts- und Technik-Projekte (MINT-Projekte) zur Verfügung stellen. Unterstützt wird Anika Tüngerthals Erdforscher-Labor von der FU, dem Dachverband der Schülerlabore, von der Berliner Sparkasse und die Kreditanstalt für Wiederaufbau.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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