Kinder durchstreifen ihren Kiez und decken Missstände auf
"Stadtrebellen - 1 km2 x anders" nennt sich das Projekt des Labyrinth Kindermuseums Berlin und der Initiative "kleine baumeister". Das 1997 gegründete Museum in der Osloer Straße in Wedding will mit Aktionen wie dieser und interaktiven Ausstellungen die kulturelle Bildung von Drei- bis Elfjährigen spielerisch fördern.
In sechs Bezirken erforschen Kinder aus Kitas und Schulen ihren Kiez und sagen, wie sie die Stadt verändern wollen. "Was hat euch denn am meisten gestört", fragt Erzieherin Heide. Die Kita-Gruppe der Einrichtung Alt-Schöneberg ruft mit einer Stimme: "Der Müll." Und die Zigarettenkippen überall. "Wir haben den Abfall mit Handschuhen und Zangen aufgesammelt. Der Eimer und die Säcke waren in null komma nichts voll", berichtet die Erzieherin. Während der Aktion gossen die Kinder den gesammelten Müll in Gips. Das "Kunstwerk" wird später im Kindermuseum gezeigt.
Die Kinder aus der Kita Motzstraße wünschen sich einen Zebrastreifen vor ihrer Tagesstätte. Fast täglich ist die mit kleinen Pollern und abgesenktem Bordstein gekennzeichnete Überquerung zugeparkt. Um Autofahrer auf die gefährliche Situation aufmerksam zu machen, haben die Kinder die Poller mit buntem Tesakrepp umwickelt und stellen zusätzlich als Warnung mit Gips gefüllte Gummistiefel auf, in denen bunte Fähnchen stecken: Aktionskunst im Straßenraum.
"Wir haben durchaus einen Anspruch an dieses Projekt. Es soll nicht verpuffen", sagt Brigitte Steiner vom Labyrinth Kindermuseum. "Die Kinder lernen sich einzumischen und erkennen, dass sie nicht alles hinnehmen müssen", ergänzt der Theaterpädagoge des Museums, Joao Albertini. "Damit man uns auch glaubt, dass sie tatsächlich selbstständig zu ihren Erkenntnissen gelangt sind, nehmen wir ihre Gespräche und Meinungen während des Projekts auf", so Jessica Waldera von den "kleinen baumeistern". "Die Kinder sind sehr klug."
Wissenschaftlich begleitet und ausgewertet wird das "Stadtrebellen"-Projekt von angehenden Erziehern der Marie-Elisabeth-Lüders Oberschule Schöneberg und Studierenden der Bauhaus-Universität Weimar. Die Schöneberger Fachschüler haben an der Kiezerforschung übrigens auch mitgewirkt. Ihr Fazit: Es gehören mehr Stadtmöbel her. Aus Plastiktüten und Füllmaterial haben sie Sitzkissen gefertigt und im Quartier verteilt.
Die Kita-Kinder haben einen Missstand ausgewählt, mit dem sie sich im Dezember beschäftigen wollen. Es sind die gefährlichen Kreuzungen. Das Ergebnis wird im Labyrinth Kindermuseum gezeigt. Im Frühjahr sind zwei Stadtforen geplant, in denen die Kinder ihre Ideen mit Experten aus Architektur und Stadtverwaltung besprechen können.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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