"Wir fahren auf Sicht im Nebel"
Was an der alten Teske-Schule gerade passiert, wer sie nutzt und wann eine Grundschule einzieht
Am künftigen „Bildungscampus Schöneberger Linse“, Ella-Barowsky-Straße 62, beginnt in diesen Tagen der Bau eines Spielplatzes. Bis jedoch die dringend erwünschte Grundschule in das denkmalgeschützte Gebäude einzieht, werden noch Jahre ins Land gehen.
Auf dem Spielplatz wird es eine große Kletterlandschaft mit Rutschenturm und Tunnelbrücke geben, auf der Kinder zwischen sechs und zwölf Jahre spielen, balancieren und sich bewegen können. Außerdem ist eine Nestschaukel geplant, die von mehreren jungen Besuchern gleichzeitig genutzt werden kann. Dazu kommt eine Calisthenics-Anlage für alle Altersklassen sowie ein Platz mit Tischtennisplatte, Rollstuhltrainer und einem Musik- und Klangspielgerät. Ausruhen lässt es sich auf Tisch-Bank-Kombinationen, die mit Rollstühlen unterfahrbar sind und weiteren Sitzbänken. Anfang Dezember soll der Platz fertig sein.
Bereits seit einiger Zeit bespielbar sind die komplett erneuerten Sportflächen hinter dem Gebäude. Das Gebäude selbst hat zurzeit mehrere Nutzer: Musikschule, mehrere Sportvereine, den Verein Schöneberg hilft und die Prüfzentrale Deutschkurse. Auch die Volkshochschule ist dort ansässig und bietet neben offenen Kursen auch Weiterbildung für Migrantinnen und Migranten an. „In einem einjährigen Tageslehrgang können dort Schulabschlüsse erworben werden“, erklärt Bildungsstadtrat Tobias Dollase (parteilos, für CDU). Schließlich sind in dem Bau auch Willkommensklassen der Johanna-Eck-Schule untergebracht.
Früher hatte die Luise-und-Wilhelm-Teske-Schule, eine Hauptschule, dort ihren Sitz. Vor mehr als zehn Jahren wurde sie geschlossen und ging in der Friedenauer Gemeinschaftsschule auf. „Wir waren damals gegen die Abwicklung des Schulstandorts, doch man wollte nicht auf uns hören“, sagt Martina Zander-Rade, Bezirksverordnete der Grünen und Vorsitzende des Schulausschusses.
Tatsächlich war schnell klar, dass eine neue Grundschule in der Gegend gebraucht wird. Denn das Quartier rund um das Südkreuz wächst, viele Familien ziehen dorthin. Im vergangenen Jahr hat die 40. Grundschule zwar ihren Betrieb aufgenommen, allerdings in einem Neubau an der Otzenstraße, nahe Innsbrucker Platz. Das bedeute zu weite Wege für die Kinder vom Südkreuz, urteilt Zander-Rade. Bis die Schule wie geplant an die Ella-Barowsky-Straße umziehen kann, werden noch schätzungsweise sechs bis sieben Jahre vergehen. Denn die nötigen Umbauten haben noch nicht einmal begonnen.
Martina Zander-Rade ist seit langem mehr als unzufrieden mit der Schulplanung des Bezirksamts. „Wann werden welche Schulen saniert? Wann müssen Kinder umziehen? Wann kommen endlich fliegende Klassenzimmer? Raum wird dringend gebraucht, denn die Schülerzahlen wachsen dramatisch, nicht nur am Südkreuz“, sagt sie. Zudem fehle es an verlässlichen Daten, um ein Schulplatzmonitoring – wie vom Senat gefordert – auf die Beine zu stellen. Schnelles Handeln sei in dieser Situation aber unbedingt notwendig. „Stattdessen fahren wir auf Sicht im Nebel.“
Damit sich etwas tut, haben die Bezirksverordneten bei ihrer Juni-Sitzung das Amt dazu aufgefordert, die Planung von temporären Schulergänzungsbauten zu priorisieren, die Umsetzung zu beschleunigen und die tatsächlichen Schulplatzdefizite zu ermitteln.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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