Zukunft Zwischenlösung
Weder Geld noch Personal für Grunderneuerung der Gertrud-Kolmar-Bibliothek
Nach der Thomas-Dehler-Bibliothek am Wartburgplatz ist die Gertrud-Kolmar-Bibliothek im Schöneberger Norden der nächste "Patient" der Stadtbibliothek Tempelhof-Schöneberg.
Die Stadtteilbibliothek im zweiten Obergeschoss der Sophie-Scholl-Schule in der Pallasstraße ist technisch und räumlich veraltet. Sie leidet seit Jahren unter Besuchermangel. Die Ausleihzahlen sind schlecht. Es fehlt zudem an Personal.
Hinzu kommt, dass die Bibliothek derzeit für rund acht Wochen geschlossen ist. Bis zum 10. Mai findet dort die Fortbildungsmaßnahme „Maker-Lab 4.0“ für Arbeitssuchende aus dem Schöneberger Norden statt. Die Hinführung zur digitalen Arbeitswelt soll neue Berufschancen eröffnen.
Angesichts der Gefahr einer „digitalen Spaltung“ oder des Armutsrisikos in diesem Kiez ist die aus dem Europäischen Sozialfonds finanzierte Fortbildung an sich lobenswert, doch ein Nachteil für alle Bibliotheksbesucher. Aufgrund des genannten Personalmangels bleibt die Bücherei während der Fortbildung geschlossen – dreimal im Jahr über acht Wochen. Ende Mai vergangenen Jahres hatte Bildungsstadträtin Jutta Kaddatz (CDU) das Konzept „Perspektiven für die Gertrud-Kolmar-Bibliothek“ vorgelegt. Danach bestehen unterschiedliche Szenarien für die Zukunft der Einrichtung. Eines lautet aus Gründen der Wirtschaftlichkeit: Wir schließen den Standort. Doch angesichts der besonderen sozialen Situation im umliegenden Viertel wäre das nicht ratsam.
Bleiben zwei weitere Szenarien: die Sanierung der Bibliothek oder ein Umzug in neue Räumlichkeiten. Für alle drei Szenarien gibt es bisher weder einen Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung noch Geld noch genügend Personal. Die Stadtbibliothek Tempelhof-Schöneberg konzentriert sich derzeit auf ihre beiden Großprojekte Alte Mälzerei und Neue Mitte Tempelhof. Also sehen Bibliotheksleiter Boryano Rickum und Stadträtin Jutta Kaddatz für die Gertrud-Kolmar-Bibliothek eine „Zwischenlösung“ vor.
Der Bücherbus soll eine Haltestelle bekommen. Die Bibliothek soll wieder regelmäßiger geöffnet haben, bei verkürzten Öffnungszeiten. „Die Maßnahme zielt darauf ab, die Personalkapazitäten der großen Standorte in notwendiger Weise zu entlasten“, erläutert Stadträtin Kaddatz.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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