Dieses Label hat Zukunft
Zwei Bildungseinrichtungen mit demselben Ziel: Schule ohne Rassismus
Der Campus Berufsbildung (CBB) am Südkreuz war eine der ersten Berufsfachschulen in Berlin, die 2012 dem Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ beigetreten sind. Zwei Jahre zuvor hat die Schulgemeinschaft des Robert-Blum-Gymnasiums die Selbstverpflichtungserklärung unterzeichnet. Zwei unterschiedliche Bildungseinrichtungen mit dem einen Ziel: Diskriminierungen zu überwinden.
Der Campus Berufsbildung unterhält zwei Berufsfachschulen und zwei Fachschulen, in denen 640 Menschen aus über 30 Nationen in Altenpflege, Sozialassistenz, Sozialpädagogik und Heilerziehungspflege unterrichtet werden.„Die Pflege wird immer internationaler“, hatte seinerzeit Pflegepädagogin Monika Wagner festgestellt und für das Netzwerk geworben. Wagner entwickelte das Konzept und formulierte die Bewerbung. Sieist gemeinsam mit der aus Bogotà stammenden María Linares Hauptakteurin des Projekts.
Aktionen dazu sind in die interkulturellen Aktivitäten des Campus eingebettet. Lehrkräfte erhalten entsprechende Fortbildungen. Die zwölf bis 15 neu startenden Klassen gestalten jeweils ein Kalenderblatt zu einem Gedenk- und Aktionstag. Einmal im Jahr findet ein Aktionstag statt. „Die Schüler machen das gerne. Sie mögen das Projekt“, weiß Schulleiterin Sabine Philbert-Hasucha.
Jede neue Klasse müsse sich mit „vorurteilsbewusstem Handeln“ auseinandersetzen. Vorurteilslos könne niemand sein. „Das steckt in uns drin“, ist die Schulleiterin überzeugt. Es gehe darum, sich seine Vorurteile einzugestehen und zu lernen, mit ihnen umzugehen. „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage ist da, um Probleme bewusst zu machen“, sagt Sabine Philbert-Hasucha.
Das Klima sei gut. Aber Verstöße gegen die Selbstverpflichtung gebe es immer. „Sprache hat sich verändert. Rechte Parolen sind gesellschaftsfähig geworden. Leider hat Sabine Philbert-Hasucha auch feststellen müssen, dass mancher Migrant eine dünne Haut hat und das „Ich werde diskriminiert“ gern als Ausrede bei schlechten Noten gebraucht wird. Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage müsse immer neu justiert werden.
Das Robert-Blum-Gymnasium war eigentlich schon „Schule ohne Rassismus“, bevor es dieses Label gab. „Schule ohne Rassismus ist ein Dauerprogramm“, erklärt Bernd Fiehn. Der Schulleiter würde es gern ausweiten. Denn im Grunde habe das Projekt das Ziel, zur Demokratie zu erziehen.
Am Gymnasium kommt jeder Schüler mindestens einmal im Jahr mit einem der Projekte in Berührung. Die sind vielfältig: ein Tu-was-Projekt, die Schülerzeitung „Courage“, Schüleraustausch mit Tel Aviv, das Praktikum „soziales Lernen“ oder die Best of Robert-Blum-Ehrung.
Neu sind die Kooperation mit dem Jugendmuseum zum Thema sexuelle Vielfalt, die Robert-Blum-Gespräche zu (schul)politischen Themen mit Fachreferenten und Nachbarn und die Mentorengruppe. „Die Mentorengruppe ist eine praktische Anwendung", sagt Gruppenleiterin Ina Jacobi, Lehrerin für Deutsch und Spanisch.
Schüler der Oberstufe unterstützen in jeder Freistunde Geflüchtete der Willkommensklasse. Wie Clara, Susi, Andrej und Lena. Sie lesen mit den Schülern aus Syrien, Afghanistan, Rumänien und dem Irak und helfen bei den Hausaufgaben. Es bereite ihnen großen Spaß, bekunden alle.
Die vier Abiturienten sind überzeugt: Ihre Schule repräsentiert perfekt das Netzwerk. „Die Schulgemeinschaft hat es geradezu verinnerlicht“, sagt Susi, die sich das Robert-Blum-Gymnasium gerade wegen seiner Offenheit und Vielfalt ausgesucht hat. Das Antirassismus-Projekt müsse eben an zahlreichen Stellen im Schulleben und im Leitbild der Schule verankert sein, bekräftigt Ina Jacobi. Und Schulleiter Fiehn ist sich sicher: „Das Label hat Zukunft angesichts der Entwicklung der letzten Jahre in der Bundesrepublik.“
Mehr Informationen unter www.campus-berlin.de/sor und www.robert-blum-schule.de.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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