Wir wollen es schön im Regenbogenkiez
Anwohner, Gewerbetreibende und Polizei trafen sich zum Meinungsaustausch
Wie sicher ist der Regenbogenkiez? Taschendiebstahl und Raub sind deutlich zurückgegangen im Quartier rund um Motz-, Nollendorf-, Fugger- und Eisenacher Straße, seit der Schwulenkiez auf die Liste „kriminalitätsbelasteter Orte“ gesetzt wurde.
Das hatte der Berliner Polizei mehr Einsatzmöglichkeiten verschafft. Trotzdem fühlen sich viele Menschen nach wie vor unsicher. Im Polizeiabschnitt 41 trafen sich Anwohner, Kneipiers, Hoteliers und weitere Akteure aus dem Viertel kürzlich mit Vertretern der Polizei zu einem Meinungsaustausch.
Eigentumsdelikte seien rückläufig, Hasskriminalität gegen Schwule nehme zu, so ein Polizeivertreter. Trauriges Beispiel aus der Runde: Männer ungeklärter Herkunft in den eigentlich leerstehenden Häusern Ansbacher Straße 31 bis 35 verhielten sich aggressiv gegenüber Schwulen, belästigten Passanten und bespuckten Fensterscheiben. Schlägereien seien an der Tagesordnung.
Auch anderwo im Kiez kommt es zu Gewalt. Kürzlich wurde die Rezeption eines Hotels zerstört. Unbekannte stürmten eine Kneipe in der Motzstraße und bewarfen Mitarbeiter und Gäste mit faulen Eiern.
Und es gibt ein neues Phänomen in der Gegend: junge Stricher, zumeist Roma. Ein Künstler mit Atelier in der Eisenacher Straße gab an, er traue sich nach 18 Uhr nicht mehr vor die Tür, weil „Horden von Strichern“ die Straße beherrschten. Eine Anwohnerin sagte, sie fühle sich von den Strichern kontrolliert und „abgescannt“.
Das Landeskriminalamt ermittelt seit einem Jahr gegen Minderjährige innerhalb des Strichermilieus. Auf der Suche nach Freiern streifen die Beamten zwischen den einschlägigen Lokalitäten an Kleist-, Eisenacher und Fuggerstraße umher. Das seien keine homosexuellen Jugendlichen. Ihre Väter schickten sie auf den Strich, damit sie für die Familie etwas dazuverdienten, so eine LKA-Beamtin. Gegen sieben Väter wurde teils europaweit Haftbefehl erlassen; zwei Haftbefehle wurden bereits vollstreckt, einer musste wieder aufgehoben werden. Der Eindruck beim LKA: Die Fallzahlen sind rückläufig.
„Wir wollen es schön im Schöneberger Norden“, sagte ein Kneipenbetreiber. Es gibt Fortschritte. Aber für Polizei und Politik bleibt genug zu tun.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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