Firma versuchte, Leistungen zu erschleichen

Tempelhof-Schöneberg. Ein Schöneberger Pflegedienst hat versucht, Leistungen zu erschleichen. Betrügereien dieser Art seien nicht selten, sagt Sozialstadträtin Sibyll Klotz (Bündnis 90/Grüne).

Den Fall hatte Enthüllungsjournalist Günter Wallraff im Mai aufgedeckt. Er tarnte sich als "russischer Rentner Waldembar B.". Mit dabei seine "Tochter". Der Pflegedienst zeigte ihm, wie man einen Schlaganfall-Patienten vortäuscht, um Hilfen im Haushalt bewilligt zu bekommen. Urinflasche im Bad, ein elektrischer Badewannenlift, ein Rollator, Windeln und ein gezinktes ärztliches Gutachten vervollständigten das Bild vom Intensivpflegebedürftigen, für den die Pflegefirma den Sozialbehörden 1600 Euro in Rechnung stellte. Waldemar B. und Tochter wurde eine 25-prozentige Beteiligung an den zu erstattenden Pflegekosten versprochen.

Die Sozialsenatsverwaltung und das Sozialamt kündigten daraufhin fristlos ihre Verträge mit der Firma. Der Staatsanwalt ermittelt. Eine Klage der Pflegedienst-GmbH auf einstweiligen Rechtsschutz ("Eilrechtsschutz") wurde vom Sozialgericht abgewiesen.

Tempelhof-Schönebergs Sozialstadträtin Sibyll Klotz nennt das Vorgehen des Pflegediensts "verabscheuungswürdig". Das beschmutze eine ganze Branche. Der Bezirk ermittele schon länger gegen diese Firma. Sie sei kein Einzelfall.

Der Bezirk steuert nun gegen. Eine Sozialamtsmitarbeiterin mit Russischkenntnissen ist dabei, wenn bei Patienten zu Hause der Pflegebedarf ermittelt wird. In der Verwaltung gibt es einen Ansprechpartner für Verdachtsfälle. Sibyll Klotz hat eine Pflege-Controllerin eingestellt. Die "Ansprechpartnerin zur Bekämpfung von Fehlverhalten und zur Qualitätssicherung in der Pflege" geht konkreten Vorwürfen nach. Diese Arbeit muss aber noch "von Hand" getan werden.

Daher entwickelt der Bezirk gemeinsam mit Charlottenburg-Wilmersdorf und Friedrichshain-Kreuzberg eine Software, mit der bei Verdacht anhand der Pflegedokumente ein Tagesprofil erstellt werden kann. Per Knopfdruck weiß dann das Amt, wo, wann und bei welchem Patienten eine Pflegekraft gewesen ist. Bis es allerdings soweit ist, werden noch einige Jahre vergehen. Wie immer fehlt es an Geld und Personal.

Karen Noetzel / KEN
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 273× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 909× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 252× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.