Regenbogenkiez steht auf der Liste kriminalitätsbelasteter Orte

Farbe bekennen: Bürgermeisterin Angelika Schöttler (rechts), ihre Vorgängerin Elisabeth Ziemer und Gerhard Hoffmann hissen die Regenbogenfahne. Doch das reicht womöglich nicht aus. | Foto: KEN
  • Farbe bekennen: Bürgermeisterin Angelika Schöttler (rechts), ihre Vorgängerin Elisabeth Ziemer und Gerhard Hoffmann hissen die Regenbogenfahne. Doch das reicht womöglich nicht aus.
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Schöneberg. Mit Hochglanzbroschürchen, die in den umliegenden Hotels verteilt werden, mit einem Imagefilm und mit dem lesbisch-schwulen Stadtfest wirbt Tempelhof-Schöneberg für eine Touristenattraktion: den Regenbogenkiez in Schöneberg-Nord. Harmlos ist die schwule Reeperbahn Berlins indes nicht.

Das Quartier mit dem Nollendorfplatz gehört zu den zehn gefährlichsten Orten in der Stadt. Mit Alexanderplatz, Leopoldplatz, Kleinem Tiergarten, Görlitzer Park, Warschauer Brücke, Kottbusser Tor, Teilen der Hermannstraße, dem Hermannplatz und der Rigaer Straße steht er auf der Liste kriminalitätsbelasteter Orte. Das bedeutet: Hier werden besonders viele schwere Straftaten wie Raub, gefährliche Körperverletzung oder bandenmäßig organisierter Taschendiebstahl begangen. Nicht zu vergessen der blühende Drogenhandel. Tag und Nacht verhökern Dealer ganz ungeniert vor aller Augen ihren Stoff.

An einem kriminalitätsbelasteten Ort darf die Polizei ohne Grund Personenkontrollen durchführen. Häufig kommt es zu Polizeieinsätzen vor Kneipen und am Spiel- und Sportplatz an der Ecke Eisenacher und Fuggerstraße. Er ist Treffpunkt der Täter. Das bestätigt Polizeisprecher Winfrid Wenzel. Von hier schwärmen sie aus zu Diebstählen mittels „Antanzen“, Straßenraub, räuberischer Erpressung, Körperverletzung. Die Taten gehen auf das Konto von Männern, die dem Strichermilieu zuzurechnen sind, so Wenzel. „Es handelt sich überwiegend um junge Männer aus Osteuropa, häufig aus Rumänien.” Die genannten Straftaten würden spätabends oder nachts, oft in der zweiten Nachthälfte, begangen. Ein Teil der Opfer seien homosexuelle Szenegänger, so der Polizeisprecher.

Die Sorge von Anwohnern, Wirten und Gästen hat inzwischen Teile der Politik erreicht. „Es muss weiterhin gewährleistet sein, dass man sich auch am Abend, in der Nacht und am frühen Morgen frei bewegen kann. Sei es allein, mit dem Partner, Hand in Hand oder im Fummel“, sagt Sebastian Ahlefeld von der FDP Schöneberg. Er fordert von Senat und Bezirk unter anderem noch mehr Polizei, Ordnungsamtsmitarbeiter und Sozialarbeiter vor Ort sowie einen Zaun um den Sport- und Spielplatz.

Die CDU will eine Kiezkonferenz einberufen. Einwohner, Gewerbetreibende, Kiezakteure, Behördenvertreter aus Bezirk und Land und Polizeibeamte sollen an einem Tisch sitzen und über Schwulenhass und Gewalt reden. Die AfD fordert vom Bezirksamt, den Drogenhandel „in den Griff zu bekommen“ und „Schöneberg-Nord insgesamt wieder sicher“ zu machen. Von SPD und Grünen wurde zum Thema bisher nichts verlautbart.

Wie Polizeisprecher Winfrid Wenzel mitteilt, klärt die Polizei regelmäßig über die Gefahren auf. Speziell ausgebildete Beamte gehen durch den Kiez und suchen in den Szenelokalen Wirte, Personal und Gäste auf. Kooperationspartner ist der Verein Mann-o-Meter. Er hat das Anti-Gewalt-Projekt „Maneo“ aufgelegt. Die Polizei wirbt zudem für die Teilnahme an einem Gewaltschutztraining.

Das 25. Lesbisch-Schwule Stadtfest verlief „grundsätzlich störungsfrei“, so die Polizei. Es kam „nur“ zu 23 Anzeigen, unter anderem wegen Diebstahl, Unterschlagung, Beleidigung und Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz. KEN

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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