Unbekannte stehlen Büsten und Grabplatten vom Alten St.-Matthäus-Kirchhof

Die Büste von Fritz David von Hansemann befand sich innerhalb der großen Grabanlage der Familie. | Foto: Zwölf Apostel Kirchhöfe und Wolfgang Schindler
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  • Die Büste von Fritz David von Hansemann befand sich innerhalb der großen Grabanlage der Familie.
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Schöneberg. Böse Überraschung für die Schöneberger Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde: Dreiste Räuber haben in der Nacht vom 3. auf den 4. April auf dem Alten St. Matthäus-Kirchhof Skulpturen, Büsten und Grabplatten gestohlen.

Kirchengemeindesprecher Bertram von Boxberg spricht von einem dreisten Kunstraub. Denn anders als in der Vergangenheit, als immer wieder auf dem Friedhof Metalldiebstähle vorgekommen seien, etwa von Mausoleumsdächern, seien dieses Mal die gestohlenen Gegenstände von kunsthistorischem Wert. Der Schaden soll sich auf einen höheren fünfstelligen Betrag belaufen. Und die Täter hätten sich auf ihren Coup offensichtlich präzise vorbereitet. Gegenüber der rbb-Abendschau sagte Bertram von Boxberg: „Die Täter sind meiner Meinung nach sehr professionell vorgegangen und haben sich die Objekte gezielt ausgesucht, die sie gestohlen haben.“

Der Tathergang ist bisher ungeklärt. Wie sind die Täter in den Friedhof eingedrungen, der laut Bertram von Boxberg abgeschlossen und zusätzlich gesichert ist? Wie wurden die Objekte abtransportiert?

Einfach verschwunden

Verschwunden sind die großen, historischen Grabplatten der Grabstätten des Bergwerkunternehmers Ernst Noah und des Regierungsrates Oscar Simon (1860-1924) sowie die Büsten des Politikers Fritz David von Hansemann (1886-1971), der der berühmten Bankiersfamilie Hansemann (Deutsche Bank) entstammte, und des Berliner Gastronomen René Maron (1964-2014).

Von der Grabstätte des Journalisten Hans Scherer (1938-1998) wurde bereits 2009 die Bronzefigur „Der sitzende Faun“ gestohlen. Nun ist auch der 2013 von derselben Künstlerin geschaffene „Stehende Faun“ weg.

Die Büste von Eugen von Kuycke – er lebte von 1840 bis 1906 – sei von den Tätern zwar demontiert, dann aber doch auf dem Kirchhof zurückgelassen worden, berichtet Bertram von Boxberg. „Sie war den Tätern wohl zu schwer.“

Der Kunstraub wiegt besonders schwer. Der Alte St. Matthäus-Kirchhof feiert in diesem Jahr sein 160-jähriges Bestehen. Am 25. März 1856 wurde der Friedhof zwischen Großgörschen- und Monumentenstraße eingeweiht. Er gehörte zu der im südlichen Tiergartenviertel gelegenen St.-Matthäus-Gemeinde. Viele der kulturhistorisch bedeutenden Grabmäler stehen heute unter Denkmalschutz.

Viele Friedhöfe betroffen

Bertram von Boxbergs Hoffnung ist, dass das Diebesgut irgendwann auf dem Kunstmarkt angeboten wird. Einen Ersatz der gestohlenen Büsten, Plastiken und Grabplatten kann sich die Kirchengemeinde finanziell nicht leisten.

Bei der Polizei werden derzeit die Spuren des Friedhofdiebstahls ausgewertet. Bis Redaktionsschluss gab es noch keine heiße Spur. Die Kirchengemeinde hofft auf eine Sonderkommission bei der Polizei. Denn, so von Boxberg, ganz viele Friedhöfe in Berlin seien von solchen Raubzügen betroffen.

Für eine bessere Sicherung wertvoller Gegenstände auf dem Alten St. Matthäus-Kirchhof sei die Gemeinde mit der Denkmalschutzbehörde im Gespräch, sagt Bertram von Boxberg. „Das ist technisch möglich.“ Darüber hinaus soll auch der Friedhof selbst noch besser gesichert werden. KEN

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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