"Die Lunte brennt schon"
Unhaltbare Zustände bei Feuerwehr: Schöneberger derzeit nur indirekt betroffen

Stark überalterte Fahrzeuge, zu wenige Reservefahrzeuge, keine entsprechende Fahrzeugtechnik für die Aus- und Fortbildung: Die Berliner Feuerwehr steht kurz vor der Handlungsunfähigkeit. Wie ernst ist die Lage bei der Freiwilligen Feuerwehr (FF) in Schöneberg?

Noch sei die FF Schöneberg nur indirekt von der schlimmen Situation der Berufsfeuerwehr betroffen, sagt Matthias Münch. Münch ist stellvertretender Wehrleiter in der Feurigstraße 58, will aber über die Probleme aber in seiner Eigenschaft als Fachbereichsleiter für den Katastrophenschutz im Landesfeuerwehrverband reden.

Im Vergleich zu anderen Freiwilligen Feuerwehren verfügten die Schöneberger über „neuere" Fahrzeuge, so Münch: Das Löschhilfeleistungsfahrzeug (LHF) ist 16 Jahre alt und mit neuerer Ausrüstung bestückt. Das Löschgruppenfahrzeug (LF 16-TS) hat 21 Jahre auf dem Buckel.

Brenzlig wird es für die Schöneberger Feuerwehrleute, wenn das LHF der Berufsfeuerwehrkollegen ausfällt. Dann müssen sie ihres zur Verfügung stellen, sollten die Berufsfeuerwehrmänner trotz aller Bemühungen kein Reserve-LHF heranholen können. Ein Ersatzfahrzeug erhalte die Freiwillige Feuerwehr aber immer noch, sagt Matthias Münch. Oder wenn LHF beziehungsweise LF 16-TS kaputt ist oder zur Hauptuntersuchung muss. Eine solche Hauptuntersuchung ist nicht mit einem TÜV-Termin vergleichbar. Bei Fahrzeugen der Feuerwehr dauert er mehrere Wochen. Verfügbare LHF-Reservefahrzeuge sind rar geworden bei der Berliner Feuerwehr. Ist kein Reservefahrzeug verfügbar, ist die Wehr nicht mehr einsatzbereit.

Gleichzeitig, erklärt Matthias Münch, habe die Berliner Berufsfeuerwehr ein gravierendes Personalproblem mit der Folge, dass Löschfahrzeuge ohne Besatzung dastünden, während den Männern und Frauen der Freiwilligen Feuerwehren die Fahrzeuge fehlten. „Die Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehr Schöneberg beschäftigt derzeit die Frage, wann es sie trifft“, so Münch.

Matthias Münch treibt noch etwas ganz anderes um. Die ehrenamtlich in der Freiwilligen Feuerwehr engagierten Menschen könnten zu dem Schluss kommen, ihr Einsatz für die Gesellschaft werde missachtet und es sei besser, sie quittiertenden ihren Dienst. „Es braucht zirka drei bis fünf Jahre, bis aus einem Interessenten der Freiwilligen Feuerwehr ein brauchbarer, voll einsetzbarer Feuerwehrangehöriger geworden ist“, erklärt Schönebergs stellvertretender Wehrleiter. Berlin sitze auf einem Pulverfass, sagt Matthias Münch. „Die Lunte brennt schon.“

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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