American Woman in Schöneberg: Theodor-Heuss-Bibliothek & Gayle Tufts
Sie serviert einen pointierten Sprachenmix aus Deutsch und American English, wobei sie sorgfältig die jeweilige Grammatik beachtet. Ihre Auftritte genießen Kultstatus und ihre Bücher sind Bestseller. Am 13. März war die seit 25 Jahren in Berlin lebende amerikanische Entertainerin Gayle Tufts im Rahmen des Frauenmärz mit ihrer Lese-Performance zu Gast in der Theodor-Heuss-Bibliothek.
Nicht nur im Buch blättern
Um 20 Uhr begann das Event mit einleitenden Worten der Bezirksstadträtin Jutta Kaddaz mit Danksagung an das Team der Bibliotheksleiterin Christine Dominik. Dann legte Gayle Tufts los und machte sofort klar, dass sie nicht nur ein bisschen in ihrem Buch „American Woman – How I lost my Heimat and found my Zuhause“ blättern wollte. Stattdessen servierte sie ihre Lese-Performance üppig gespickt mit Kabarett, Stand Up Comedy und ihrem speziellen Gesang, mit dem die in New York ausgebildete Entertainerin die Musical-Tradition des Broadway auf ihre ganz persönliche Art interpretierte. Dabei konnte man als Zuschauer einen gewissen Anklang an das Musical „Cabaret“ durchaus vernehmen und bekanntlich ist Gayle Tufts, die seit vorigem Jahr deutsche Staatsbürgerin ist, über diesen Vergleich keineswegs verärgert.
Auch Schatz ist dabei
Ein Abend mit Gayle Tufts wird von ihr natürlich immer genussvoll gewürzt mit sprachwitzigen Einlagen. Dabei wird aus dem alten Kennedy Spruch „Ich bin ein Berliner“ in der korrekten Übersetzung selbstverständlich „I am a donat“, denn so heißen die hauptstädtischen Pfannkuchen, im Rest der Republik als Berliner bekannt, bei den Amis nun mal. Die deutsch-amerikanische Entertainerin strickt in ihre Performance jedoch nicht nur solche Übersetzungsspäße hinein, sondern schaut sich auch die Sprachen im Alltag an. Beispielsweise im Vergleich der Kosewörter für mehr oder weniger geliebte Partner – und da kommt natürlich ihre berühmte „Schatz“ Nummer ins Spiel, die schon vor Jahren bei Dieter Nuhr oder Ladies Night höchst erfolgreich lief. Trotz der Bekanntheit dieser Nummer konnte sie damit auch diesmal wieder das Publikum im dicht besetzten und viel zu kleinen Raum der Bibliothek auf den Gipfel der Heiterkeit katapultieren. Manche Pointen bleiben eben for ever young und die Leute verlangen geradezu nach solchen Evergreens. Da kann keine Künstlerin nein sagen.
Da ist zunächst das zärtlich geflüsterte „Schatz“, quasi nah am Ohr jener Person, die verführt werden soll. Dann, nachdem die erste Verführung gelungen und im Laufe weiterer Verführungen daraus eine alltägliche Beziehung geworden ist, kommt das routinierte „mehrsilbige Schahatz“ und am Ende, vielleicht nach der silbernen Hochzeit, das gebrüllte, kommandierende „Schatz“ mit drei Ausrufungszeichen. Der verbale Knüppel sozusagen. Das sind bekannte Szenen im Verlauf einer längeren Ehe, kulminierend in einem kleinen Wort und verdammt genau vorgestellt von einer American Woman, witch lost her Heimat for to find her Zuhause.
Dieses ist übrigens in Schöneberg und zwar so günstig gelegen, dass sie durchs Fenster des Schlafzimmers das Schöneberger Rathaus sehen kann, wie sie ganz nebenbei während dieses Auftritts in der Theodor-Heuss-Bibliothek dem Publikum verriet.
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