Kunst im Eisenherz
Ausstellung mit 30 Werken von Jürgen Wittdorf ist einen Monat lang an der Motzstraße zu sehen

"Trainingsgespräch" aus dem Zyklus Jugend und Sport. | Foto:  Sammlung Kollek
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  • "Trainingsgespräch" aus dem Zyklus Jugend und Sport.
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„Kunst trifft Literatur“ heißt es im Buchladen Eisenherz, Motzstraße 23. Hier wird am Freitag, 1. März, um 18 Uhr eine Ausstellung mit Werken von Jürgen Wittdorf (1932-2018) eröffnet. Die rund 30 Blätter stammen aus der Privatsammlung des Berliners Boris Kollek.

Kollek erwarb vor fünf Jahren große Teile des Nachlasses des schwulen Künstlers. „Jürgen Wittdorf war ein Meister der gestalterischen Zwischentöne, der mit seiner Kreativität und seinem einzigartigen Stil die Kulturwelt bereichert“, sagt Kollek. Für die Ausstellung hat der Sammler ausschließlich literarische Motive ausgewählt, die als Original-Holzschnitt, Kohle-, Rötel- und Bleistift-Zeichnungen, als Aquarell oder mit Wachsmalstift umgesetzt wurden.

Reproduktion wird versteigert

Jürgen Wittdorf, geboren in Karlsruhe, kam 1945 als Kind mit seiner Familie ins Erzgebirge. Später studierte er an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und schuf im Laufe seines Lebens viele Holzschnitte, Buchillustrationen und Aktzeichnungen. 1970 zog er nach Ost-Berlin. Aufsehen erregte er bereits 1961 mit seinem Zyklus „Für die Jugend“ mit Bildern, die keine idealisierte Jugend, sondern ganz normale Menschen zeigen – auch Halbstarke. Vor genau 60 Jahren, 1964, vollendete Wittdorf seinen Zyklus „Jugend und Sport“, für den der Künstler bis heute Anerkennung erfährt und der klar homoerotische Züge trägt. Ein Werk daraus, das „Trainingsgespräch“, ist jetzt Teil der Ausstellung. Ein Reprodruck des Motivs wird bei der Vernissage am 1. März versteigert. Der Erlös kommt dem Verein Mann-O-Meter für sein Anti-Gewalt-Projekt zugute.

Dass die Ausstellung im Buchladen Eisenherz läuft, ist nicht zufällig und fällt mit einigen Jubiläen zusammen. Denn vor gut 45 Jahren wurde der erste schwule Buchladen Deutschlands an der Schöneberger Bülowstraße gegründet, damals hieß er noch „Prinz Eisenherz“. Vor 20 Jahren verschwand der royale Namenszusatz, die Buchhandlung führte nun auch Literatur für lesbische Frauen. Bilder von Jürgen Wittdorf wurden dort das letzte Mal vor 15 Jahren ausgestellt.

Wirkung bis in die USA

Seit seinem Tod erlebt der Künstler eine Wiederentdeckung. So gab es vor einem Jahr eine große Retrospektive im Schloss Biesdorf. Seit wenigen Monaten zeigt auch das Walker Art Center in Minneapolis, eines der renommiertesten Museen der USA für zeitgenössische Kunst, Werke von Jürgen Wittdorf.

Die Ausstellung im Eisenherz ist bis Ende März zu sehen. Geöffnet ist täglich außer sonntags von 10 bis 20 Uhr.

Weitere Informationen über den Künstler und zur Sammlung Kollek unter www.juergen-wittdorf.de

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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